Einleitung
Das Vereinsfest steht an, die Mitgliederversammlung naht oder die Vorstellung eines neuen Projektes vor der Presse ist angesagt. Und du bist die Person, die vor das Publikum treten soll.
Dabei geht es nicht nur darum, eine Rede zu halten. Es geht darum, Menschen zu erreichen, den Verein sichtbar zu machen und Vertrauen aufzubauen.
Doch sobald der Gedanke an das Mikrofon auftaucht, meldet sich eine innere Stimme:
„Das schaffst du nicht. Lass lieber jemand anderen reden.“
Viele spüren in solchen Momenten eine innere Blockade. Herzrasen, Hände die zittern, Schweißausbrüche. Dabei der Gedanke „Ich werde mich blamieren“. Diese Reaktionen sind weit verbreitet.
Wenn dir das bekannt vorkommt, bist du nicht allein. Viele Ehrenamtliche erleben diese Blockade, oft ohne den genauen Grund zu kennen. Die Ursachen liegen selten in einem Mangel an Leidenschaft für den Verein. Hinter der Unsicherheit stecken keine unüberwindbaren Schwächen, sondern unsichtbare Hindernisse, die auch du Schritt für Schritt abbauen kannst.
In diesem Artikel erfährst du, welche Barrieren Freiwillige davon abhalten, souverän im Verein zu sprechen und wie du sie erkennst.
Der größte Feind und Kriegsstifter der Menschheit ist ihre Angst. Aus Angst bildet sie Blockaden und Hindernisse, die dem Leben immer weniger Platz zum Leben läßt.
Irina Rauthmann
1. Psychologische Barrieren
Der erste Schritt, um sicher im und für deinen Verein zu sprechen, ist das Bewusstsein für innere Blockaden. Viele davon beginnen im Kopf, oft unbewusst.
Angst vor Bewertung
Die Angst, von anderen beurteilt zu werden, lähmt viele Ehrenamtliche. Schon vor dem ersten Satz läuft das Kopfkino an: „Was, wenn ich mich verspreche? Was, wenn die Leute denken, ich weiß nicht, wovon ich rede?“
Diese Selbstzweifel nehmen dir Energie, bevor du den ersten Satz sprichst und verhindern, dass du authentisch auftrittst.
Die Angst vor negativer Beurteilung ist einer der häufigsten Gründe, warum Freiwillige keine Reden halten.
Perfektionismus
Perfektion kann zur Falle werden. Viele denken: „Wenn ich nicht fehlerfrei bin, blamiere ich mich und was noch schlimmer ist, den Verein.“
Das Problem: Perfektion ist unmöglich. Spontane, authentische Reden wirken oft viel sympathischer als auswendig gelernte Texte, wie aus einem Lehrbuch.
Vergleich mit anderen
Vielleicht hast du jemanden im Verein, der scheinbar mühelos auf der Bühne glänzt. Sofort schaltet sich der innere Kritiker ein: „Neben dem wirke ich wie ein Anfänger.“
Was du übersiehst: Auch erfahrene Redner haben klein angefangen. Der Schlüssel liegt nicht im Vergleich, sondern im Üben. Durch trainieren wächst das Selbstvertrauen.
Negative Selbstgespräche
Sätze wie „Ich bin kein Redner“ oder „Ich bin dafür zu scheu“ sind wie kleine Nadelstiche für dein Selbstwertgefühl. Je öfter du sie denkst, desto mehr glaubst du sie. Dabei sind sie nichts weiter als alte Glaubenssätze, die du Schritt für Schritt umschreiben kannst.
Ersetze sie ganz einfach durch stärkende Gedanken: „Ich kann lernen, sicher im Verein zu sprechen.“
Karrieren liegen hinter Barrieren.
Erhard Horst Bellermann
2. Emotionale Hindernisse
Emotionen sind mächtiger, als wir oft glauben. Besonders dann, wenn es darum geht, vor anderen zu sprechen.
Scham oder Introvertiertheit
Nicht jeder fühlt sich wohl im Rampenlicht. Für introvertierte Menschen ist die Vorstellung, vor Dutzenden Augenpaaren zu stehen, extrem unangenehm. Das bedeutet aber nicht, dass sie keine großartigen Redner sind oder werden können. Im Gegenteil: Introvertierte glänzen oft mit Ruhe, Empathie und klaren Botschaften wenn sie ihre Stärken bewusst einsetzen.
Angst vor Lampenfieber-Symptomen
Herzrasen, schwitzige Hände, ein trockener Mund. Diese körperlichen Reaktionen sind vollkommen normal. All das ist kein Zeichen von Schwäche. Dein Körper schaltet in einen Aktivitätsmodus. Viele interpretieren das aber als Zeichen von Schwäche, statt als das, was es ist: dein System, das dich auf Leistung vorbereitet. Wer diese Reaktionen versteht, kann sie besser steuern.
Erfahrungen aus der Schulzeit
Vielleicht wurdest du im Unterricht ausgelacht, als du etwas falsch vorgelesen hast. Solche Erlebnisse prägen. Selbst Jahrzehnte später ruft dein Unterbewusstsein diese Erinnerung ab, sobald du wieder im Mittelpunkt stehst. Umso wichtiger ist es, diese Erfahrungen bewusst zu entkräften, um Redeangst im Ehrenamt zu überwinden.
Selbsterrichtete Schranken sind die schwersten Hindernisse.
Else Pannek
3. Wissens- und Kompetenzlücken
Manchmal ist es gar keine Angst, sondern schlicht das Gefühl, nicht gut vorbereitet zu sein.
Keine klare Struktur
Eine Rede ohne roten Faden führt fast immer zu Unsicherheit. Wenn du nicht weißt, wie du stark beginnst, den Mittelteil gestaltest oder einen klaren Abschluss findest, verlässt dich schon vor dem Start der Mut. Ein einfacher Aufbau gibt Sicherheit und macht dich automatisch souveräner.
Mangel an Übung
Wie in jedem Bereich bringt Übung Sicherheit. Wer nur einmal im Jahr ein paar Worte sagt, kann kaum Routine entwickeln. Schon kleine, regelmäßige Trainingseinheiten im Alltag, wie sich in Meetings zu Wort melden, bewusstes Vorlesen oder das freie Erzählen von Geschichten, helfen enorm.
Keine Methodenkenntnis
Storytelling, rhetorische Pausen, oder ein bewusster Einsatz der Körpersprache sind alles Techniken, die du lernen kannst. Ohne dieses Wissen fühlt sich eine Rede an wie eine unlösbare Aufgabe. Wer sie kennt, tritt automatisch überzeugender auf.
Fehlende Materialien
Manchmal fehlen auch die richtigen Unterlagen: aktuelle Informationen, ansprechende Präsentationen oder klare Daten zu Projekten. Das führt dazu, dass Ehrenamtliche sich unvorbereitet fühlen. Sogar wenn sie ihr Thema eigentlich gut kennen.
Wo das Wissen Lücken aufweist, kann das Denken Brücken bauen.
Bernd Maczigewski
4. Umfeldbedingte Hindernisse
Nicht nur innere Blockaden spielen eine Rolle. Auch dein Vereinsumfeld beeinflusst, ob du sicher vor Publikum sprichst.
Fehlende Unterstützung
Wenn niemand ermutigt oder Hilfestellung gibt, wird die Bühne schnell zum Ort der Unsicherheit. Unterstützung aus dem Team macht einen entscheidenden Unterschied.
Hohe Erwartungen
„Mach das perfekt, alle schauen auf dich.“ Dieser unausgesprochene Druck verstärkt Nervosität enorm. Gerade, wenn man ohnehin unsicher ist.
Zeitmangel
Familie, Job, Ehrenamt, der Alltag vieler Freiwilliger ist voll. Da bleibt kaum Zeit, an Auftrittskompetenzen zu arbeiten oder einen Kurs zu besuchen. Schon kurze Trainingseinheiten können aber große Fortschritte bringen.
Unklare Rollen
Wenn nicht klar definiert ist, wer den Verein bei Veranstaltungen oder Presseinterviews vertritt, traut sich oft niemand, den ersten Schritt zu machen.
Keine Ausbildung
Viele Freiwillige erhalten keine Schulung, wie man auf einer Bühne spricht, Interviews gibt oder Botschaften klar vermittelt. Wer unvorbereitet ins kalte Wasser geworfen wird, fühlt sich verloren.
Mangelnder Informationsfluss
Wenn interne Informationen nicht weitergegeben werden, fühlen sich Ehrenamtliche schlecht vorbereitet. Wer nicht weiß, was gerade im Verein passiert, steht vor Publikum auf unsicherem Boden.
Schlechte interne Kommunikation
Fehlt es an offener Kommunikation oder werden Freiwillige nicht in Entscheidungen eingebunden, entsteht ein Gefühl der Isolation. Das wirkt sich direkt auf die Motivation aus, den Verein selbstbewusst zu repräsentieren.
So wie sich unser eigenes Umfeld gestaltet, so gestaltet sich auch unser Gehirn.
Hubert Joost
5. Unterschätzte innere Konflikte
Neben äußeren Faktoren wirken oft unbemerkte innere Blockaden.
Geringes Selbstwertgefühl
„Wer bin ich schon, dass ich da vorne stehe?“ Dieser Gedanke hält viele davon ab, sich für ihren Verein einzusetzen. Dabei bist du mit deinem Wissen und deiner Erfahrung oft die beste Botschafterin oder der beste Botschafter.
Angst, die Botschaft nicht überzeugend zu transportieren
Viele Ehrenamtliche haben Sorge, ihrem Verein mit einem „schlechten Auftritt“ zu schaden. Sie fürchten, wichtige Punkte zu vergessen oder das Anliegen falsch zu vermitteln. In Wahrheit wächst deine Kompetenz mit jedem Auftritt.
Fehlendes persönliches „Warum“
Ohne ein klares inneres Ziel, also den Grund, warum du sprichst, fehlt der Antrieb, sich der Herausforderung zu stellen. Ein starkes „Warum“ ist wie ein Feuer: Es hält dich in Bewegung, auch wenn die Nervosität anklopft.
Konflikte sollte man nicht vermeiden, sondern lösen.
Helmut Glaßl
6. Mangelnde Anerkennung
Anerkennung ist ein starker Motor für Motivation. Fehlende Wertschätzung kann ein starkes Hindernis sein.
Unterschätzte Arbeit
Wenn Redebeiträge oder Öffentlichkeitsarbeit nicht als wichtiger Bestandteil des Vereins gesehen wird, sinkt die Motivation, Zeit und Energie in das Sprechen vor Publikum zu investieren.
Kein Feedback
Feedback – ob positiv oder konstruktiv – zeigt, wo du stehst und wie du wachsen kannst. Bleibt es aus, wissen Ehrenamtliche nicht, ob sie auf dem richtigen Weg sind oder wie sie sich verbessern könnten.
Geist, Schönheit und Tapferkeit werden durch Anerkennung gesteigert und vervollkommnet.
François de la Rochefoucauld
Fazit
Sicher sprechen im Verein ist kein Talent, das man entweder hat oder nicht. Es ist eine Fähigkeit, die du entwickeln kannst, Schritt für Schritt.
Ob psychologische Barrieren, fehlende Übung oder mangelnde Anerkennung, die Hindernisse, die Ehrenamtliche vom Sprechen abhalten, sind vielfältig. Doch das Gute ist: Keines dieser Hindernisse ist endgültig.
Der erste Schritt ist, diese Blockaden zu erkennen. Der zweite: sie gezielt mit Wissen, Training und einem starken „Warum“ anzugehen.
Wenn du wissen möchtest, wie du dein Lampenfieber Schritt für Schritt in den Griff bekommst und souverän vor Publikum auftrittst, starte am besten mit meinem kostenlosen „Erste-Hilfe-Guide gegen Lampenfieber“.
Darin zeige ich dir einfache Übungen, die du sofort umsetzen kannst, egal, ob beim Vereinsfest, einer Versammlung oder bei einem Pressegespräch.
Unendlich viele Hindernisse schienen mich daran zu hindern, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen. Doch bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass der einzige Grund dafür meine Angst war.
John Field
Titelbild: Depositphotos

