Gestern war ich mit dem Wohnmobil auf einem Campingplatz direkt an der Ostsee. Aus dem Fenster konnte ich eine Kite-Surf-Schule beobachten. Faszinierend für mich war, wie die erfahrenen Surfer die Technik dieser Sportart beherrschten. Mit Eleganz und Technik fegten sie über das Wasser mit atemberaubender Geschwindigkeit – ein herrlicher Anblick.
Ich wechselte am Abend einige Worte mit Bernd, einem der Ausbilder. Bernd ist bereits in Rente und verdient sich so einen kleinen Zusatz. Er erzählte mir, dass Kitesurfen in der Lernphase viel Kraft, Energie, Ausdauer und Koordination erfordert. Er hat es mit dem Autofahren lernen verglichen. Wenn du das erste Mal hinter dem Steuer sitzt und die erste Fahrstunde absolvierst. Du musst dich auf drei verschiedene Pedalen konzentrieren, obwohl du nur zwei Füße hast, gleichzeitig die Gangschaltung betätigen, nach vorne und in den Rückspiegel schauen und dann noch den Blinker betätigen – also Stress pur. Das ist an sich bei jedem so und gilt auch für das Kitesurfen.
Da knurrt der innere Schweinehund
Beim Kitesurfen stehst du im nicht sehr tiefen Wasser, etwa 20 Meter vom Ufer entfernt (die Ostsee ist sehr flach und untief auch noch weit vom Strand) auf deinem Surfbrett, das unter Wasser ist. Dein Schirm, Lenkdrachen genannt, gibt dir die Fortbewegungskraft mittels des Windes. Er ist an deinem Neoprenanzug festgemacht. Du steuerst deinen Schirm mit den Händen über Seile. Mit anderen Worten, während den ersten Stunden stehst du im Meerwasser auf einem Surfbrett, das keiner sieht, schaust in den Himmel und versuchst deinen Schirm im Wind zu kontrollieren, ähnlich wie beim Drachenfliegen.
Wenn du diese Technik beherrschst, hebt die Zugkraft des Schirms das Surfbrett auf die Wasseroberfläche. Jetzt musst du nur noch das Gleichgewicht aufbringen, um auf dem Brett stehen zu bleiben, gleichzeitig deinen Schirm steuern und auf die anderen Surfer rundherum aufpassen. Ja, es gibt klar Dinge, die einfacher sind.
Bernd erklärte mir, dass am Anfang sehr viel Ausdauer und Überwindung benötigt wird, um den inneren Schweinehund zu besiegen. Beispielsweise gibt es Schüler die nach dem ersten Training, am darauffolgenden Morgen ihre Kaffeetasse nicht mehr halten können, wegen zu starkem Muskelkater. Und in einer Stunde sollen sie wieder im Wasser die nächste Lektion erlernen. Das bedarf enormer Überwindung.
Wie gehst du mit deinem inneren Schweinehund um? Hast du ihn dressiert oder er dich?
Die Sau herauslassen, ist immer leichter, als den inneren Schweinehund zu bekämpfen
Manfred Schröder
Morgen gehe ich auf einige Parallelen zwischen Kitesurfen und dem ehrenamtlichen Engagement ein, die Bernd und ich festgestellt haben. Bleib dran! Bis morgen.
Herzliche Grüße,
Charles