Mein Weg vom Follower zur Führungskraft im Ehrenamt

Mein Weg vom Follower zur Führungskraft im Ehrenamt

Auf meinen letzten Blogartikel („Was bei mir den Durchbruch im Ehrenamt auslöste“) bekam ich einige Reaktionen von Lesern, die zusammengefasst Folgendes äußerten: „Du hast beschrieben, dass du innerhalb kurzer Zeit zwei Führungspositionen im Ehrenamt übernommen hast. Wie bist du das angegangen und wie wusstest du, dass du eine Führungskraft bist?“

Diese Leserreaktionen haben mich zum Nachdenken gebracht. Heute kann ich rückblickend behaupten, dass der Weg dahin, ab dem Moment wo ich die Entscheidung für mich getroffen hatte, es zu tun, machbar war. Ich war lange Jahre ein ehrenamtlicher Mitläufer, heute würde man das sicher als „Follower“ bezeichnen. Dafür schäme ich mich auch nicht.

Ich war es gewohnt das zu tun, was meine Leader mir aufgaben, ohne Fragen zu stellen. Es gab auch nichts, was ich, aus meiner Sicht, diesen hoch angesehenen Führungskräften hätte entgegenbringen können. In deren Augen war ich ein Leichtgewicht. Ich bewegte mich während Jahren im Hintergrund. Ich schaute zu diesen erfolgreichen Teamleitern mit Bewunderung auf. Mir kam es viele Jahre nicht in den Sinn, in deren Fußstapfen treten zu wollen, obwohl diese ja auch älter wurden und ersetzt werden mussten. Ja auch bei einer ehrenamtlichen Führungskraft gilt die Regel der permanenten Erneuerung.

Sei nicht der dreizehnte Naivling in einem Dutzend blinder Mitläufer

Eva Van der Linden

Was zu einem Umdenken bei mir führte, habe ich in meinem letzten Blogartikel beschrieben. Der Übergang vom unauffälligen „Follower“ zur einflussreichen Führungskraft geschah nicht von einem Tag auf den anderen. Auch nicht innerhalb von Wochen oder Monaten. Nein, es brauchte Jahre. Es war ein kontinuierlicher Prozess, um mich selbst zu finden, mich wieder zu verlieren, um mich dann endgültig zu finden und zu positionieren.

Wie werde ich ein guter Follower?

Ein erster Schritt war meine Überlegung „wie werde ich aus einem einfachen Follower zu einem guten Follower?“ In meinem Denkprozess wurde mir einerseits bewusst, dass die eine oder andere hoch angesehene ehrenamtliche Führungskraft, in anderen Bereichen auch Follower waren, zum Beispiel in ihrem Job oder in der Familie. Andererseits wurde mir deutlich, dass ich auch bereits Führungsrollen übernommen hatte: im Job, im Sport, in der Familie. Als Vater von drei Kindern übernimmst du Führungsrollen, ob du willst oder nicht. Es ist für mich die absolut wichtigste Führungsrolle, die es gibt.

Meine Gedanken drehten sich um die Frage, wie kann ich ein guter Follower werden. Mir wurde offensichtlich: wenn du in der Herde immer ganz hinten grast und der Truppe hinterherläufst, kriegst du nicht mit, wie vorne der Leithammel führt. Ich wollte von nun an auch vorne an der Front mit der Herde grasen und vom Leithammel lernen.

Ich sah ein, dass ich schneller ein guter Follower werde, wenn ich von den Besten lerne, also von der Führungskraft, die diesen Job seit langem zur vollsten Zufriedenheit ausübt. Im Nachhinein stelle ich fest, dass diese Wahl die richtige für mich war. Aus heutiger Sicht erkenne ich sechs Ursachen, wieso auch du von den Besten lernen sollst:

1. Schneller lernen und weiter sehen auf den Schultern hoher Tiere

Von den Besten zu lernen ist der schnellste Weg des Lernens. Es hilft dir Fehler zu vermeiden, weil du beobachten kannst, wie sie bereits von anderen begangen wurden. Du kannst für dich auf dem aufbauen, was bereits funktioniert. Du findest heraus, welche Ideen zu einer erfolgreichen Organisation gehören. Außerdem erkennst du so auch, welche Diskussionen geführt werden in Bezug auf die Zukunftsplanung. In diesen Sphären erhältst du die meisten Informationen, welche hauptsächlich auf Insiderwissen basieren.

2. Du erfährst, welches interne Wissen über all die Jahre Bestand hat.

Stell dir die Fragen: welche Ideen haben Bestand? Welche Traditionen sind noch gültig aber werden nur selten angewandt? Was kannst du aus der Vergangenheit lernen? Die Antworten auf diese Fragen zeigen dir Wege auf, die wiederum zu Ideen mit anschließenden interessanten Diskussionen führen, aus denen du zusätzliches Wissen ziehen kannst. Mit den so angesammelten Fakten kannst du leicht die eine oder andere Führungskraft überraschen.

3. Es gibt eine Fülle von Wissen, das unberührt in deinen Kollegen schlummert

Du lernst die Qualitäten und Kompetenzen, das Wissen der anderen Kollegen an der Front der Herde kennen. Umgib dich auch hier mit den Besten, die zusätzlich Führungsqualitäten besitzen. Lerne von ihnen, stelle ihnen Fragen und versuche ihre Antworten zu verstehen, um sie dann für dich weiter zu entwickeln. Finde heraus, wer von ihnen überlegt, denkt, Initiative ergreift, herausfordert und führt in ihren jeweiligen Bereichen und Spezialgebieten – lerne von ihnen.

4. Es gibt Wissen mit Haltbarkeitsdauer

Gehe auch von der Annahme aus, dass nicht alles was bereits seit Jahren oder Jahrzehnten funktioniert, auch für die Gegenwart oder Zukunft noch zweckdienlich ist. Was spricht dafür? Welche Beweise gibt es, dass diese Idee noch gut ist und in welchen speziellen Situationen? Kannst du in Zukunft damit leben? Könnte man neuen Ideen einbringen? Wie könnte man diese testen? Hat das bei anderen ehrenamtlichen Organisationen funktioniert und wieso? Wie unterscheidest du, ob es eine Modeerscheinung ist oder ein Tatbestand? Vorausdenken ist auch im Ehrenamt ein wesentlicher Aspekt. Die Welt ist in einem steten Wandel. Das Ehrenamt macht da keine Ausnahme.

5. Permanente Veränderungen auf hohem Niveau

Wie wird deine Organisation verwaltet. Wer verwaltet sie? Was wird verwaltet? Über die Zeit gesehen ist alles in einem dauernden Wechsel. Als einfacher ehrenamtlicher Follower bist du auch permanent gezwungen dich an neue Technologien, Reglementierungen, neue Ehrenamtliche, neue Leader anzupassen. Genauso muss eine Führungskraft reagieren. Auch sie muss sich permanent anpassen, weiterentwickeln, um für die ständigen Wandel gewappnet zu sein. Die Anpassungen finden aber auf einer anderen Stufe statt. Hier wird mit Politikern, Unternehmern oder großzügigen Spendern diskutiert und verhandelt. Deine Gegenwart bei diesen Treffen wird für dich Gold wert sein. Sie baut unweigerlich dein Selbstwertgefühl auf.

6. Du lernst mehr, wenn du einen Kurs abhältst, als wenn du ihn besuchst

Im Umfeld des Leithammels erhältst du die Möglichkeit von den Besten zu lernen. Es entspricht einer höheren Stufe des Lernens. So verhält es sich auch bei Kursen. Es gibt einen Unterschied, ob du einen Kursus besuchst oder ob du ihn selbst vorträgst. Deshalb sei wissbegierig, lerne soviel wie möglich über deine Aufgabe aber auch über verwandte Bereiche. Plane für dich, wo du weitere Informationen zum Führen außerhalb deiner Organisation erhalten kannst. Wenn du gute Führungsqualitäten entwickeln willst, verlangt das von dir, dass du viel liest, schreibst, vorträgst, aktiv bist und das alles in einer disziplinierten Art und Weise.

Du merkst: Von einer guten Führungskraft zu lernen hat den großen Vorteil, dass du als werdende Führungskraft nicht bei null anfangen musst. Oft ist es wichtig, auf Gedanken, Ideen und der Art der Ausübung einer erfahrenen Führungskraft, ob intern oder extern, aufzubauen. Das soll aber mit einer kritischen Einstellung deinerseits einhergehen. Was in dem einem Umfeld gut läuft, muss in einem anderen nicht unbedingt funktionieren.

Hier stimmt dann auch die alte Weisheit: „Neue Besen kehren gut“. Du wirst mit Sicherheit neue Ideen, neue Innovationen, neue Möglichkeiten und neue Prozesse einbringen.

Jeder Mensch ist fähig Führungskraft zu werden

Es gibt ungefähr eine Handvoll Führungskräfte, denen ich begegnet bin, auf die ich auch heute noch mit Bewunderung und Respekt schaue. Ich habe mich mit ihnen allen angefreundet und durfte ihre Geheimnisse erlernen. Vertrauen, Lebensbejahung, Körpersprache, Diplomatie, alles Sachen, die mir vorher nie so bewusst waren. Ich war wie ein Schwamm, nahm alles auf und wurde selbst ehrenamtliche Führungskraft. Ich versuchte zu Führen und zu Lehren. Dabei gab es fantastische Momente, die ich mir nie hätte vorstellen können, die mich aber stark geprägt haben. Wenn du Ehrenamtliche lehrst, die vorher deine Lehrer waren, wenn du dich bei jemandem ausbilden lässt, den du gelehrt und aufgebaut hast. Es ist eine unbeschreibliche Bindung, wenn zwei Menschen sich in der Form gegenseitig fördern. Das habe ich bisher ausschließlich, in so ausgeprägter Form, im Ehrenamt erlebt.

Schlussbemerkung: Die meisten Leute sind zufrieden damit, in ihrem Leben einer Führungskraft zu folgen. Während Diskussionen klimpern sie am Handy herum und sitzen in den letzten Reihen des Saales.  Die Mehrzahl der erfolgreichen Menschen sind Führungskräfte, die dafür sorgen, dass umgesetzt wird. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine positive Einstellung einnehmen und durch harte Arbeit ihre gesetzten Ziele erreichen.

Jeder Mensch ist fähig Führungskraft zu werden. Ich hoffe, dass dieser Artikel dir dabei hilft, den von dir gewünschten Status zu erreichen.

PS: Vielen Dank, dass du meinen Artikel bis hierhin gelesen hast. In meinem Newsletter werde ich in den nächsten Tagen und Wochen weitere Informationen zu dem Thema „was macht eine gute Führungskraft aus?“, eingehen. Damit du sicher bist, dass du diese Informationen erhältst, abonniere hier meinen kostenfreien Newsletter und du bekommst zusätzlich mein EBook „10 Ratschläge, um deine Motivation zu steigern“dazu.

Bild von  Ktine01: www.pixabay.com

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