So gehst du deinen Zuhörern auf den Sack

So gehst du deinen Zuhörern auf den Sack

Sicher kennst du solche Situationen auch. Du bist einer von vielen Zuhörern im Saal und verfolgst angespannt die Präsentation. Bereits nach kurzer Zeit stellst du fest, dass der Vortrag alles andere als großartig ist. Schon sehr früh kommt eine gewisse Langeweile bei dir auf.

An sich hast du Respekt vor ehrenamtlichen Rednern, die den Mut haben, um vor Zuhörern ihren gemeinnützigen Verein zu repräsentieren.

Sehr gerne applaudierst du frenetisch nach einem gelungenen Auftritt. Aber es gibt auch Momente, wo du denkst, „so nicht“. Dich überkommt dabei ein Gefühl von Fremdschämen.

Aber was ist der Unterschied zwischen einer Rede, die floppt, und einer Rede, über die die Leute Jahre später noch schwärmen?

Was ist verschieden zwischen einem Vortrag, der das Leben eines Menschen verändert, und einem, an den sich später niemand erinnern kann?

Was ist der Unterschied zwischen einer guten Präsentation und einer fantastischen Präsentation?

Ich habe hier 9 verschiedene Ursachen aufgeführt, warum manche Auftritte langweilig sind.

Langweilig sein heißt, keine Phantasie zu haben.

Eda Kocapinar

1. Deine Vorstellung

Geh auf die Bühne hoch und beglückwünsche dein Publikum dafür, dass es sich hier eingefunden hat, um dir zuzuhören. Erkläre in den nächsten drei bis fünf Minuten, warum du so ein guter Redner bist.

  • Wo du das gelernt hast.
  • Wo du schon überall aufgetreten bist.
  • Mit wem du bereits gemeinsam auf großen Bühnen standest.
  • Welche Auszeichnungen du schon erlangt hast und wofür hast du sie bekommen.

Vergiss das! Erstens bist du vielleicht für genau dieses Publikum nicht so gut, wie du denkst. Wenn doch, dann werden sie das auch herausfinden, ohne dass du ihnen das im Vorfeld mitteilen musst.

Immer dort, wo das Ego die Kompetenz überholt, versagen irgendwann die Bremsen.

Matthias Scharlach

2. Durch ungenügende Vorbereitung

Mir ist bewusst, dass neben deinem Job und deiner Familie für dein gemeinnütziges Engagement nicht auch noch die Zeit übrig bleibt, um

  • eine Rede,
  • eine Präsentation,
  • einen Vortrag,

optimal vorzubereiten.

Und genau darin liegt die Krux. Um das alles zu meistern, musst du als guter Redner vor

  • deinem Freiwilligenteam,
  • den Spendern,
  • interessierten Ehrenamtlichen,
  • Sponsoren,

die nötige Selbstdisziplin aufbringen, dir die Zeit freizuschaufeln, um deine Vorträge zu präparieren.

Ich kann nachvollziehen, wenn du momentan denkst:

  • meine Mailbox läuft jetzt schon über,
  • ich muss abgemachte Termine verlegen,
  • meiner Familie habe ich ein freies Wochenende versprochen,
  • … (welches Argument kannst du hinzufügen?).

Du kannst es dir nicht leisten für deinen gemeinnützigen Verein ohne die bestmögliche Vorbereitung vor dein Publikum zu treten. Das klingt jetzt hart, aber das ist respektlos gegenüber den Zuhörern, die sich die Zeit nehmen, um dich zu erleben.

Zeige Verantwortung, es ist der beste Weg, ein erfolgreicher Redner zu werden. Übrigens, es werden Leute sich bei dir bedanken, weil sie verstehen, welchen wertvollen Aufwand du betrieben hast.

Glück ist, was passiert, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft.

Seneca

3. Der Titel deines Themas sagt nichts aus

Diesen Punkt hätte ich genau so gut in den vorherigen Abschnitt einbauen können. Aber er ist so wichtig, dass er besondere Aufmerksamkeit verdient.

Die Überschrift deiner Präsentation ist vergleichbar mit der Menükarte im Restaurant. Wenn du die durchliest, läuft dir bereits das Wasser im Mund zusammen. Sie erzeugt Erwartungen, Vorfreude, Glücksgefühle …

Viele unerfahrene Redner im Ehrenamt investieren ihre knappe zur Verfügung stehende Zeit ausschließlich mit dem Inhalt ihres Vortrags. Darunter fällt die Recherche, der Aufbau, die Präsentation, die zu verwendende Medien (Fotos, Audio, Video, Flipchart,…).

Wenn das alles erledigt ist, bleibt keine Zeit mehr, sich intensiv mit der Headline des Vortrags zu beschäftigen.

Ein weiterer Grund, warum der Titel langweilig rüberkommt, ist, dass du noch nicht herausgefunden hast, warum das, was du vorträgst, wichtig ist.

Deine Zuhörer wollen nicht wissen, „WAS“ du sagst, sondern „WARUM“ du es sagst. Nur dein „WARUM weckt ihr Interesse.

Ein kurzes Beispiel zur Erläuterung: jeder engagierter Freiwilliger weiß, dass man sich gesund ernähren und bewegen sollte. Aber viele tun es nicht. Warum auch ändern? Das Essen schmeckt gut und Bewegung ist anstrengend.

Aber stell dir vor, du gehst zu deinem Arzt und erfährst, dass deine Blutanalysewerte schlecht sind. In Kombination mit deinem Übergewicht und deinen zu hohen Blutdruckwerten wirst du in den nächsten 6 Monaten ein Hauptkandidat für einen Herzinfarkt sein. BÄNG!!!

Du hast die ganze Zeit das „WAS“ gekannt. Aber du wurdest gerade durch ein „WARUM“ zutiefst motiviert, einiges zu überdenken und zu ändern.

Reserviere dir etwas Zeit, um zu erklären, warum das, was du teilst, für wen wichtig ist. Das kannst du in einer Subheadline oder in einem kurzen Einführungstext einbringen.

Wenn du erklärst, warum etwas wichtig ist, neigen die Zuhörer dazu, sich stärker auf das einzulassen, was du ihnen sagen wirst. Erkläre also das Warum, bevor du das Was erklärst.

Er behandelte das Thema erschöpfend. Zahlreiche Zuhörer schliefen ein.

Markus M. Ronner

4. Du liest deine Rede vom Blatt ab

Egal wie (un)erfahren du im Reden vor Publikum bist, lese deinen Vortrag nicht vom Blatt ab!

Als engagierter Ehrenamtlicher sprichst du zu Leuten über das, wofür du deine Freizeit hergibst. Dafür brauchst du kein Manuskript. Das wäre so, als würdest du mich fragen, etwas über meine Enkeltochter zu erzählen und ich würde dir antworten, „das geht jetzt nicht, ich habe meine Notizen nicht dabei.“

Ich ermutige dich, aus deinem Herzen zu sprechen. Vermeide Jargon und institutionelles Gerede. Deine Zuhörer wollen keinen perfekt abgelesenen Text, dafür gibt es Vorlesungen.

Die Leute haben es satt, perfektionistische Vorträge präsentiert zu bekommen. Sie sind misstrauisch gegenüber Hochglanz. Sie wollen wissen, dass du glaubst und verkörperst, was du sagst.

In einer Welt des ständigen Wandels suchen sie nach Echtem.

Sei ehrlich. Sei authentisch. Wenn du die Botschaft, die in dir ist, das, wer du bist, nach außen vermittelst, dann schwingt sie mit.

Das bedeutet, dass du es tief genug in dir verarbeitet hast, dass es Teil dessen geworden ist, wer du bist, und nicht nur etwas, das du abliest.

Vom Blatt ablesen ist wie mit geschlossenen Augen Autofahren. Du kommst nicht gut an.

5. Du haust deinen Zuhörern einen nicht enden wollenden Wortschwall um die Ohren

Es gibt Redner, die haben das Gefühl, dass sie die ganze Zeit über ins Mikrofon sprechen müssen, während sie präsentieren. Die meinen, jeden Moment mit Worten füllen zu müssen. Das geht ihnen an die Substanz – deinen Zuhörern. Die schalten ab und greifen zum Smartphone.

In vielen Fällen können Pausen genauso effektiv sein wie Sprechen – vielleicht sogar noch wirksamer. Eine strategisch platzierte Pause ist wirkungsvoll und kann viel zur Aufmerksamkeit deines Publikums beitragen.

Es gibt verschiedene Arten von Pausen, die du verwenden kannst:

  • eine dramatische Pause,
  • eine Sinnespause,
  • eine nachdrückliche Pause,
  • eine Satzvervollständigungspause,
  • eine humoristische Pause

Pausen helfen nicht nur deinem Publikum, sondern auch dir. Viele Redner neigen dazu, durch ihre Rede zu hetzen, wenn sie auf die Bühne kommen. Indem du bewusst Pausen einlegst, hilfst du dir, dich zu entspannen, zu verlangsamen und deine Rede in einer viel überschaubareren Geschwindigkeit zu halten.

Mancher hat absolut nichts zu sagen und lässt uns das pausenlos hören.

Paul Mommertz

6. Bereits deine Redeeröffnung geht an den Zuhörern vorbei

„Ich freue mich, dass so viele Zuhörer hier erschienen sind. Das erfreut mich. Ich weiß nicht, warum ich darum gebeten wurde, heute zu ihnen zu sprechen, aber …“

Halt! Stopp! Dafür hat niemand Zeit.

Niemand will hören, wie du zu dieser Veranstaltung gekommen bist. Es scheint dir wichtig zu sein, aber es hat absolut nichts mit deiner Aufgabe zu tun.

Deine Zuhörer möchten hören, was du zu sagen hast. Sortiere also alles Überflüssige aus und geh direkt zu dem über, was Sache ist.

Steig auf das Podium, lächele deinen Zuhörern zu, atme tief durch und beginne: „An einem Sonntag, dem 11. Oktober 1998, ereignete sich mir eines der wichtigsten Geschehnisse in meinem Leben …“

Mit solchen Redeeröffnungen vergraulst du jede Langeweile im Saal.

Eine gute Rede hat einen guten Anfang und ein gutes Ende – und beide sollten möglichst dicht beieinander liegen.

Mark Twain

7. Du präsentierst 18 verschiedene Punkte im Hauptteil deiner Rede

Du bist voll in deinem Thema drin. Du lebst genau das, was du beschreibst. Darüber gibt es so viele Dinge, die du sagen könntest, wenn du deinen Vortrag hältst.

Aber eine großartige Präsentation konzentriert sich auf das, was du sagen musst.

Das ist wirklich deine Aufgabe: ein weites Thema zu nehmen und dich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und es ist unglaublich harte Arbeit. Diese Einsicht ist nicht neu, wie folgendes Zitat beweist:

Ich schreibe dir einen langen Brief, weil ich keine Zeit habe, einen kurzen zu schreiben.

Blaise Pascal

Es braucht viel mehr Aufwand, um klar zu sein, als um verwirrend zu sein.

Konzentriere dich daher bereits bei deiner Vorbereitung auf 3 bis maximal 5 Hauptpunkte.

8. Du findest den Ausgang nicht

Wenn du deinen Redeabschluss mit anschließender Handlungsaufforderung nicht intensiv in deiner Planung ausgearbeitet hast, kann es vorkommen, dass du das Interesse, das du aufgebaut hast, mit einer Bruchlandung niederschmetterst.

Stell dir im Vorfeld deiner Vorbereitung die Frage: Was sollen die Zuhörer tun, wenn ich fertig bin?

Darauf gebe ich dir eine Antwort: Lass sie eine Handlung ausführen!

Im Ehrenamt ist das einfach. Jeder gemeinnützige Verein brauch Spendengelder und ständig neue motivierte Freiwillige.

Zeige in der letzten Folie deiner PowerPoint den QR-Code und fordere alle Zuhörer auf, sofort per Smartphone eine Überweisung zu tätigen. Oder lege vor Beginn auf jeden Platz einen Flyer mit einem QR-Code.

Zeige vor neuen Interessenten die Webadresse zum Einschreibformular an und überzeuge sie, sich für eine aufregende Reise in die Freiwilligenwelt jetzt sofort anzumelden.

Lass deiner Fantasie freien Lauf. Je ausgefallener die Idee, umso länger bleibst du in positiver Erinnerung. Wem nützt es, wenn alles das, was du hervorragend vorgetragen hast, bei der Ausfahrt vom Parkplatz bei deinen Zuhörern bereits aus den Köpfen entschwunden ist?

Die schlimmsten Sackgassen: jene, die kein Ende nehmen.

Wolfgang Mocker

9. Deinen Zuhörern darfst du keinen PowerPoint-Tsunami vorlegen

PowerPoint-Präsentationen als visuelles Hilfsmittel für Texte, Diagramme, Grafiken oder Infografiken haben viele Vorteile. Wenn visuelle Hilfsmittel gut gestaltet sind und zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden, können sie eine perfekte Ergänzung zu deinem Vortrag sein.

Aber wenn du anfängst, dich zu oft auf deine Sehhilfen zu verlassen, kann es sehr heikel werden. PowerPoint-Präsentationen mit 80 Folien in einen 60-Minuten-Vortrag durchzupeitschen ist nutzlos.

Setze visuelle Mittel sparsam ein. Sie sollen deine Rede nicht mehr als unterstützen.

Die Zuhörer sind hier, um deinen Vortrag zu hören, weil sie dich reden hören wollen. Wenn sie nur einen Text gewollt hätten, hätte einer deiner Blogbeiträge denselben Zweck erfüllt.

Deshalb solltest du dich nicht zu sehr auf visuelle Hilfsmittel verlassen. Verwende sie stattdessen sparsam, teile vielleicht Grafiken für nur einige deiner Schlüsselpunkte, anstatt während des gesamten Vortrags Hilfsmittel zu verwenden.

Auf diese Weise kannst du sicherstellen, dass deine visuellen Hilfsmittel deine Rede wirklich unterstützen und nicht davon ablenken.

Auch die PowerPoint-Präsentation konnte die sprachliche Magersucht des Referenten nicht verdecken

Reiner Klüting

Schlussfolgerung

Vielleicht denkst du jetzt, dass einige dieser Punkte kleine Dinge sind. Ja, das sind sie vielleicht. Aber mehrerer dieser kleinen Dinge führen dazu, dass du dein gesetztes Ziel nicht erreichst. Wenn du willst, dass deine Botschaft von anderen empfangen wird, solltest du alles Mögliche tun, dahin zu kommen.

Klar, es ist ein mühsamer Weg vom unerfahrenen Redeanfänger zur charismatischen Bühnenpersönlichkeit. Vergleich es mit der Entwicklung bei einem Baby. Zuerst beginnt es mit kriechen. Dann kommt das Gehen. Die letzte Stufe ist das Laufen.

Das Reden vor Zuhörern im Ehrenamt wird von einigen gesucht und von anderen gefürchtet, aber fast jeder möchte seine Fähigkeiten als Redner verbessern.

Diesen Blogartikel habe ich nicht geschrieben, weil ich alles über dieses Thema weiß. Ich habe ihn geschrieben, weil ich selbst jahrelang unter der schweren Last von bescheidenen Auftritten litt.

Und ich kann dir Hilfe anbieten. In meinem Newsletter erhältst du wöchentlich Informationen über das Thema „souverän vor Publikum reden“. Du bist herzlich willkommen. Dazu gibt es zusätzlich ein kleines Geschenk💝.  

Dass wir mit so grenzenlosem Vergnügen von uns selbst sprechen, sollte uns fürchten lassen, dass wir unseren Zuhörern damit keines bereiten.

François de La Rochefoucauld

Bild von Debbie Courson Smith from Pixabay 

2 Gedanken zu „So gehst du deinen Zuhörern auf den Sack

    1. Liebe Luise, es freut mich sehr, dass dir der Artikel gefällt und du etwas für deinen nächsten Bühnenauftritt mitnehmen kannst😊.

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