Erweitere deine Komfortzone durch aktives Ehrenamt

Erweitere deine Komfortzone durch aktives Ehrenamt

Da stellt sich als erstes die Frage: was ist eine Komfortzone? Mir kommt da sofort mein Erlebnis mit Jaacky in den Sinn. Jaacky war ein Kanarienvogel der bei Yvonne, einer Bekannten unserer Familie, lebte. Seine Komfortzone war sein Käfig. Kein goldener, aber immerhin. Hier wuchs er, hat ein wenig fliegen gelernt – nicht sehr viel – aber es reichte aus. Er konnte ruhig schlafen und bekam das beste Kanarienvogelfutter.

Wenn wir Kinder zu Besuch waren, öffnete Yvonne, zu unserer großen Freude, den Käfig – nachdem Fenster und Tür geschlossen waren. Jaacky flog in der Küche frei umher. Vom Küchenschrank zur Lampe, weiter auf den Sims der Abzugshaube, hin und her vollführte er seine Flugkünste. Manchmal flog er gegen die Fensterscheibe und stellte schmerzhaft seine Grenzen fest.

Eines Tages kam der Mann von Yvonne in die Küche als Jaacky sein Flugtraining absolvierte. Jaacky nutzte sofort die Gelegenheit der offenen Tür um in der Flur zu fliegen. Dort war das Fenster geöffnet und Jaacky wurde nie mehr gesehen.

Das folgende Bild erklärt diese Story anschaulich. Jaackys Komfortzone war sein Käfig. Um die Komfortzone herum befindet sich die Wachstumszone – hier die Küche. Ganz außen befindet sich die Chaoszone. Für Jaacky waren dies einerseits Flugfreiheit aber auch unzählige Unannehmlichkeiten und Gefahren. Die neue Art der Futtersuche, keine sichere Schlafstelle, keine konstante Zimmertemperatur, viele natürliche Feinde, keine geeigneten Verstecke für einen farbigen Kanarienvogel.

Der Auslöser dieses Artikels ist die Blogparade von Michael, dem Gründer von „Zeitfuerplanb“. Hier sind seine Fragen die er vorgegeben hat und auf die ich versuche meine Antworten zu geben:

  • Was ist Dein persönlicher Antrieb, um Deine Komfortzone zu verlassen?
  • Wie gelangst Du aus Deiner Komfortzone?
  • Und wie stellst Du sicher, dass die Erweiterung Deiner Komfortzone von Dauer ist?
  • Wie gehst Du dabei mit Rückschlägen um?
  • Was ist Dein persönlicher Antrieb, um Deine Komfortzone zu verlassen?

Ich gebe dir hier eine Auflistung die dich eventuell zum Umdenken führt, wenn du den Sinn, deine Komfortzone zu verlassen, nicht einsiehst:

  • Du lebst nicht ewig! Die Leute stellen fest, wie die Tage, Wochen, Monate, Jahre mit rasanter Geschwindigkeit ins Land ziehen. Dieses Gefühl kommt daher, weil sie permanent das Gleiche tun. Im Durchschnitt leben wir 30.000 Tage. Das ist viel, gleichzeitig aber auch wenig. Werde dir bewusst wie du lebst, was du jeden Tag tust. Vergeude deine Tage nicht mit rumhängen und Nichtstun. Verlorene Zeit ist für immer weg.
  • Komm aus deiner Routine heraus! Dein Leben ist vielleicht gemütlich und trotzdem langweilst du dich. Es passiert wenig Neues. Deine Leidenschaft ist dir abhandengekommen. Deine Begeisterung für deinen Job, Sport, Partner, Freunde flaut ab. An deine guten Vorsätze für dieses Jahr erinnerst du dich nur mehr vage. Mein Tipp: Zieh deine Stahlpantoffeln aus und lebe wieder anstatt gelebt zu werden!
  • Fordere dich heraus! In deiner Komfortzone ist das Leben bequem aber nicht aufregend. Deinem Gehirn ergeht es wie deinen Muskeln. Baue es auf, trainiere es, fordere es heraus! Suche neue Aufgaben, Herausforderungen und gib ihm die Möglichkeit, sich zu entwickeln.
  • Die Welt geht weiter! Alles Wissen was du heute besitzt und anwendest ist in 5 bis 10 Jahren überholt. Das gilt für alle Bereiche. Oder willst du in deinem Käfig dahinvegetieren und zusehen wie sich das Leben draußen ohne dich weiterentwickelt? Nimm dir dieses Zitat von Henry Ford zu Herzen: „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“
  • Wie gelangst Du aus Deiner Komfortzone?

Hier findest du allgemeine Empfehlungen  wenn du deine Komfortzone erweitern willst. Weiter unten gebe ich dir meine persönlichen Tipps an.

  • Mit kleinen Schritten. Du musst nicht Morgen mit Bungeespringen beginnen. Bleib bescheiden. Probiere einige Gewohnheiten zu ändern. Fülle deinen Benzintank an einer anderen Tankstelle auf. Nimm einen anderen Weg zur Arbeit. Wechsele deinen Platz am Esstisch. Ein Beispiel was mir die Grenzen meiner Komfortzone aufzeigte war beim Zähneputzen. Seit meiner Kindheit ist es ein Ritual zwei Mal täglich Zähneputzen, bei mir immer mit der rechten Hand. Wie ungeschickt war ich als ich die linke Hand dafür benutzte. Seither wechsele ich ab. Morgens mit links, abends mit rechts. Wenn du bewusst durchs Leben gehst, findest du unzählige Beispiele deine Komfortzone in kleinen Schritten zu erweitern.
  • Mach es für dich. Tu nicht das was andere von dir erwarten. Tu das was für dich wichtig ist. Das Ziel ist es deine Komfortzone zu vergrößern. Nicht deine Komfortzone für andere ansprechend einzurichten. Finde heraus was du willst.
  • Setze dir für jede Woche eine kleine Herausforderung die deine Komfortzone erweitert. Geh mal wieder in die Oper, ins Theater, besuche einen Sprach-, Kochkurs oder versuche dich in einer neuen Sportart. Diese Änderungen mögen minimal, ja sogar unnötig erscheinen. Dennoch, durch das Wechseln deiner eigenen Wahrnehmungen von dem was du durch das Erweitern deiner Erfahrung und Kenntnisse erlebst, wirst du begreifen, wie wichtig diese Herausforderungen sind.
  • Erweitere dein soziales Netz. Neue Leute persönlich kennenlernen hilft dir aus deiner Routine heraus zu kommen und deinen Referenzrahmen zu ändern. Du erfährst von anderen neue Verhaltensmaßnahmen, neue Philosophien. Sie dienen dir als Inspirationsquelle.

Wie oben angedeutet, findest du hier Erfahrungswerte, welche mir geholfen haben meine Komfortzone,  während meiner über 40 jährigen Tätigkeiten durch das Ehrenamt, stetig auszubauen:

  1. Neue Leute kennenlernen: In ehrenamtlichen Organisationen triffst du auf Leute mit den gleichen Interessen. Das vereinfacht die Kontaktaufnahme und den Austausch. Biete deine Hilfe an, sie ist willkommen. Mithelfen, mitmachen ist die beste Möglichkeit sich einzubringen. Du wirst schnell feststellen, dass die Leute sich erkenntlich zeigen.
  2. Neues lernen: Das ist einer der größten Vorteile von ehrenamtlichen Strukturen. Hier lernst du viele neue Sachen in vielfältigen Bereichen kennen. Sei es durch Diskussionen mit anderen, durch tun, durch recherchieren, durch Schulungen, dadurch dass du Projekte begleitest. Mit der Zeit siehst du neue Möglichkeiten für dich. Du stellst dich neuen Herausforderungen, du überschreitest öfter deine Grenzen. Das tut deinem Gemütszustand gut und es erlaubt dir dich weiter zu entfalten.
  3. Sich professionelle Kompetenzen aneignen: Wenn du dich einbringst, kommst du nicht daran vorbei, dich in Bereichen weiterzuentwickeln, die mit Sicherheit positiv auf deinen beruflichen Alltag abfärben. Das geht von Teamführung, vor Publikum reden, Mitorganisieren von Meetings oder Veranstaltungen, von Spendenaufruf bis zur Diplomatie. Ich rate dir, Aufgaben auszusuchen, die dazu führen, deine Komfortzone zu erweitern. Hier bieten sich Gruppenarbeiten an.
  4. Einfluss nehmen: Die Aktionen deiner ehrenamtlichen Organisation haben einen direkten Einfluss auf das Leben anderer. Es geht um Werte, Helfen, Teilen und Gutes für die Gesellschaft tun und diese somit in ihrer Entwicklung fördern. Das Sahnehäubchen ist das Weitergeben von Kompetenzen und Wissen an andere – sowohl intern als auch nach außen. Es stellt eine noch höhere Qualität der Befriedigung dar.
  5. Persönliche Zufriedenheit erleben: Deine ehrenamtlichen Tätigkeiten gestatten dir, deine Selbstverwirklichung, deine Aufwertung und das Gefühl von Genugtuung die du daraus ziehst, zu erfahren. Zusätzlich ist das Bedürfnis nach Selbstachtung wichtig für das Wohlfühlen. Es verhilft dir zu einem stärkeren Selbstwertgefühl.
  • Und wie stellst Du sicher, dass die Erweiterung Deiner Komfortzone von Dauer ist?

Diese Frage hat bei mir ganz klar an den Tag gelegt, dass die Vielfalt von Möglichkeiten, die das Ehrenamt mir anbietet, das Ausweiten meiner Komfortzone noch nicht abgeschlossen ist. Ich habe in all den Jahren – immerhin habe ich bereits 22.500 Tage hinter mir – keine andere Tätigkeit gefunden, die mir erlaubt hätte, meine Komfortzone soweit auszubauen, wie das Ehrenamt es mir ermöglichte.

  • Wie gehst du dabei mit Rückschlägen um?

Kennst du jemanden dem immer alles gelingt? Ich für meinen Teil noch nicht! Versagen gehört zum Leben. Das muss du akzeptieren und verinnerlichen wenn du deine Komfortzone ausbauen willst. Wenn du etwas unternimmst gibt es immer nur zwei Möglichkeiten: Erfolg oder Niederlage.

Im Fall der Niederlage reagieren wir ebenfalls auf zwei Art und Weisen. Die erste ist die Fakten der Niederlage akzeptieren, dann analysieren und daraus lernen und es von neuem versuchen, in der Hoffnung, dass es dann klappt. Es ist der Weg den ich dir rate. Es ist so wie die Natur funktioniert. So lernen auch Babys gehen, Vögel fliegen usw. Die andere Möglichkeit wäre aufzugeben. Aber dadurch würdest du dich von deinem Ziel entfernen aber nicht von deiner Komfortzone.

Ein weiterer Tipp aus meiner Erfahrung: Gib niemals anderen die Schuld an deinem Versagen. Anstatt zu sagen:“ Ich habe versagt, weil er/sie nicht …“, frag dich: „was hätte ich tun können um das zu vermeiden?“. Sei lösungsorientiert. Es ist zu einfach, anderen die Schuld an deinem Versagen zu geben. Damit legst du die Verantwortung für dein Handeln in die Hände anderer.  Mir gefällt die Aussage von Nelson Mandela gut: „Ich verliere niemals. Entweder ich gewinne oder ich lerne hinzu.“

Mich interessiert wie du mit dem Thema Komfortzone, sowohl allgemein wie auch in Verbindung mit deinem Ehrenamt, umgehst. Schreib mir deine Erfahrungen hier unten ins Kommentarfeld.

PS:  Mir ist das Konzept der Komfortzone sehr wichtig. Seitdem ich es kennengelernt habe und es regelmäßig anwende stelle ich bei mir eine Weiterentwicklung meiner Persönlichkeit fest. Wenn du noch nicht davon überzeugt bist, dann lese dieses Gedicht von Pablo Neruda durch. Ich hoffe es inspiriert dich genauso wie mich:

“Langsam stirbt, wer Sklave der Gewohnheit wird,
in dem er jeden Tag die gleichen Wege geht,
wer nie seine Überzeugungen hinterfragt,
wer nie etwas riskiert und nie eine neue Farbe trägt,
wer mit niemandem spricht, den er nicht kennt.

Langsam stirbt, wer sich keiner Passion hingibt,
wer Schwarz dem Weiß und wer das Tüpfelchen auf dem “i” jeder Gefühlsregung vorzieht,
besonders jenen Gefühlen, die die Augen zum Leuchten bringen,
die ein Gähnen in ein Lächeln verwandeln und die das Herz vor Kummer bewahren.

Langsam stirbt, wer nicht seine Meinung sagt,
wenn er sich unglücklich bei seiner Arbeit fühlt,
wer, anstatt einen Traum zu verfolgen, die Sicherheit immer der Unsicherheit vorzieht,
wer sich nicht wenigstens einmal in seinem Leben die Freiheit nimmt,
sich vernünftigen Ratschlägen zu entziehen.

Langsam stirbt, wer nicht reist, wer nicht liest, wer keine Musik hört,
wer nicht auch Würde in sich selbst findet.

Langsam stirbt, wer die Liebe zu sich selbst zerstört;
wer sich nicht helfen lässt.

Langsam stirbt, wer die Tage damit verbringt,
über sein Unglück oder über den ununterbrochenen Regen zu klagen.

Langsam stirbt, wer ein Projekt aufgibt, bevor er es beginnt;
wer keine Fragen stellt zu Argumenten, die er nicht kennt,
wer nicht antwortet, wenn man ihn nach etwas fragt, das er weiß.

Vermeiden wir den Tod in sanften Raten, in dem wir uns immer erinnern, dass das Leben eine viel größere Anstrengung verlangt als das bloße Atmen.

Nur mit unendlicher Geduld werden wir wahre Glückseligkeit erreichen.”  

Ode an das Leben von Pablo Neruda

Bild: unsplash.com

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