Newsletter 51: Sprung vom Fünf-Meter-Turm

Newsletter 51: Sprung vom Fünf-Meter-Turm

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als ich das erste Mal von einem Fünf-Meter-Turm im Freibad hinunter sprang. Ich war damals 11 Jahre alt.

In den Sommerferien verbrachte ich 2 Wochen bei meiner Großmutter. In ihrem Ort gab es ein Freibad, in dem meine Tante den kleinen Laden betrieb. Ich half ihr dabei die Lieferungen auszupacken, die Regale zu füllen oder das Leergut im Freibad einzusammeln. Was ich dabei cool fand, war, dass mir somit freier Eintritt zum Freibad gewährt wurde.

Ich hatte kurz vorher mein Schwimmabzeichen erlangt, konnte also problemlos im 4 Meter tiefen Becken schwimmen 🏊. Ich sprang vom untersten Sprungbrett angstfrei ins Wasser. Beim Dreimeterbrett war schon mehr Mut erforderlich, den ich auch besaß. Bestaunt habe ich aber diejenigen, die sich ohne Weiteres vom Fünf-Meter-Turm ins Wasser stürzten.

Ich sah mir den Turm in den ersten Tagen von allen Seiten an. Ich ging sogar an die gegenüberliegende Seite des Beckens, um es mir auch aus der Ferne anzusehen. Von dort aus erschien es mir kleiner aber immer noch beeindruckend. Ich hatte einen höllischen Respekt vor der Höhe.

Meine Tante schien meinen Zwiespalt bemerkt zu haben und sagte zu mir: „Vom 5-Meter-Turm springen, kann man nicht halbwegs angehen. Wenn du hoch steigst, musst du wissen, was du willst, nämlich: ich springe runter!“

Am vierten Tag gab ich meiner Tante bekannt: „Heute springe ich von ganz oben.“ Sie sah mich an, lächelte und sagte: „Heute ist ein guter Tag dafür. Ich bin überzeugt, du schaffst das.“ Ihr Vertrauen in mich wischte meine letzten noch bestehenden Zweifel weg.

Nicht alle springen

Ich stieg die Leiter nach ganz oben hoch. Dort angekommen war mir sehr mulmig zumute. Die Aussicht war grandios, der Abgrund auch. Ich ging an die Kante und wieder zurück. So ging das einige Male. Es kamen andere Jugendliche hoch, die einfach so hinuntersprangen. Sie hatten in dem Moment meine vollste Bewunderung.

Nach einigen Minuten zaudern vergewisserte ich mich, dass ich ganz allein auf der Plattform stand, ging an die Kante, atmete tief ein und sprang hinunter. Ein herrliches Erlebnis, ein großartiges Gefühl.

Genau in diesem Moment, wo du zum ersten Mal zum Sprung ansetzt, gibt es kein zurück mehr. Wenn du entschlossen bist, diesen wichtigen Schritt zu gehen, ist die Frage nach der Motivation überflüssig – du hast dich bedingungslos engagiert. Ab dem Moment bist du voll in einer neuen Erfahrung. Da zählt kein Denken, keine Theorie, kein Plan mehr. Dieser Schritt erschafft ein Weiterkommen in deinem Leben.

Es gibt Leute, die Jahre damit verbringen mit Denken. Die überlegen wie sie eine Treppe bauen können, um vom 5-Meter-Turm wieder herunter zusteigen. Andere warten immer noch auf eine Zauberformel und viele haben erschöpft aufgegeben eine Alternative zu finden, die Herausforderung zu umgehen. Sie suchen heute noch nach einem einfacheren Weg.

Andere haben oben auf dem Turm Jahre verloren, indem sie in Büchern nach Lösungen gesucht haben, wie sie am einfachsten und schmerzlosesten wieder runter steigen könnten. Wieder andere vermeiden von ganz oben hinunterzuschauen. Dann gibt es noch diejenigen, die oben auf den Richtigen warten, der sie wieder mit hinunter nimmt. Nicht zu vergessen, diejenigen, die während Jahren argumentieren, dass es überhaupt keinen 5-Meter-Turm gibt.

Und es gibt die, die jeden Tag springen.

Dazu gehören engagierte Ehrenamtliche. Respekt!

Herzliche Grüße,

Charles

https://charlesbrueck.com

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