Wie du bei Vorträgen mit spontanen Antworten überzeugst
Bei regelmäßigen Treffen mit meinen Lesern hat folgendes mich gewundert. Auf die Frage: „Was bringt dich bei einer Präsentation so richtig ins Schwitzen?“ lautet sehr oft die Antwort, „Fragen aus dem Publikum!“
Redner bekommen oft weiche Knie, wenn sie plötzlich etwas gefragt werden, das sie nicht verstehen oder worauf sie keine glasklare Antwort haben. Da kann man schon mal ins Stottern kommen!
Du erfährst in diesem Blogartikel, wie du auf Fragen aus deinem Publikum mit spontanen Antworten die richtige Wirkung erzeugst.
Hier findest du ein gelungenes Beispiel zu improvisierten Antworten aus einem Interview mit Eminem:
Journalist: „Die Leute sagen, dass Lil Wayne von Gott gesandt wurde, um den Menschen das Rappen beizubringen“
Eminem: „Ich kann mich nicht erinnern, jemanden geschickt zu haben.“
Solch eine spontane Antwort hat schon was, oder?
Spontanität ist wie ein Muskel. Er kann trainiert werden. Lies hier weiter und entdecke ein System, wie du mit spontanen Antworten hervorragenden Eindruck hinterlässt.
Das ist der Nachteil von Spontanität – man hat keine Zeit, darüber nachzudenken.
Holger Furmanek
In 5 Schritten mit spontanen Antworten überzeugen
1. Hör dir die Frage an
Hör der Person, die die Frage stellt, aufmerksam zu und halte Blickkontakt.
Achte auf die spezifischen Details und den Kontext der Frage. Dies hilft, die Frage vollständig zu verstehen und gezielt darauf zu antworten.
Zuhören ist die Superkraft des Antwortens!
Was höre, sehe, verstehe ich in der an mich gerichteten Frage?
Zuhören bedeutet, alle Informationen, die dir zur Verfügung gestellt werden, zu erfassen, um daraus diejenigen zu extrahieren, die du nutzen kannst.
Zuhören ist der wichtigste Schritt. Es ermöglicht dir, deiner Fantasie freien Lauf zu lassen, um interessante mündliche Inhalte zu produzieren.
Zuhören bedeutet aber auch, sich die Zeit zu nehmen, die Anfrage zu deiner eigenen zu machen.
Wenn du der anderen Person wirklich zuhörst, kannst du spontaner und intelligenter reagieren.
Wende dabei Empathie an: Versuche, die Perspektive und Gefühle der anderen Person zu verstehen. Einfühlsames Reagieren kann zu authentischeren und spontaneren Antworten führen.
Wer länger zuhört, kann kürzer und besser antworten.
Ernst Ferstl
2. Nimm dir Zeit
Antworte nicht direkt.
Atme. Du bist nicht die Hauptfigur in einem Actionfilm.
Zunächst ist es wichtig, ruhig und gefasst zu bleiben.
Nimm dir einen Moment Zeit, um deine Gedanken zu ordnen, bevor du antwortest. Eine kurze Pause kann dir helfen, eine klarere und präzisere Antwort zu formulieren. Während dieser Zeit kannst du dir die Hauptpunkte überlegen, die du ansprechen möchtest.
Stelle sicher, dass die Frage klar ist. Ist dir die Frage klar, fahre mit Schritt 3 fort. Wenn nicht, bitte um weitere Erläuterungen.
Sich Zeit zu nehmen ist besser, als sie anderen zu stehlen.
Klaus Ender
3. Akzeptiere
Akzeptieren bedeutet nicht, zuzustimmen.
Es geht eher darum, auf das Gesagte zurückzugreifen, als es zu widerlegen und dich (im Falle eines Angriffs) in die Defensive zu begeben.
Das Gegenteil von Akzeptieren ist NEIN zu sagen. Indem du dies tust, verleugnest du deine Zuhörerarbeit und bist „nackt“, um zu antworten.
Im obigen Beispiel ist Eminem anderer Meinung als der Journalist. Aber er akzeptiert, was er sagt, und richtet es dann mit seiner spontanen Antwort gegen seinen Gesprächspartner.
Freiheit bedeutet: Auch die andere Meinung akzeptieren.
Alfred Selacher
4. Beantworte die Frage
Bevor du die Frage beantwortest, formuliere sie noch einmal in deinen eigenen Worten um. Schau zu deinem Publikum und sage: „Die Frage ist …“ Tu dies, um sicherzustellen, dass jeder die Frage gehört und verstanden hat.
Konzentriere dich auf die Frage der Person, geh aber nicht auf Nebenthemen ein.
Schau beim Antworten dein gesamtes Publikum an.
Denn was passiert, wenn du weiterhin nur auf den Fragenden schaust? Die anderen werden das Gefühl haben, die Frage betreffe sie nicht und beginnen, mit ihrem Nachbarn zu reden oder greifen gar zum Smartphone oder Tablet.
Antworte nach dem KISS-Prinzip (Keep It Simple and Structured). Beginne mit einer klaren Kernaussage und unterstütze diese mit ein oder zwei Hauptpunkten.
Strukturierte Antworten sind leichter verständlich und wirken souverän. Hier ist eine einfache Struktur, wie du mit spontanen Antworten Wirkung zeigst.
• Beginn damit, deinen Standpunkt klar darzulegen. Teile gegebenenfalls eigene Erfahrungen oder Anekdoten.
• Gebe dann einfach den Grund für diese Wahl an.
• Veranschauliche es mit einem konkreten Beispiel, um die Dinge ausdrucksvoller zu machen.
Am schwersten sind die Fragen zu beantworten, die wir uns deswegen gar nicht erst stellen.
Michael Richter
5. Runde die Frage ab
Resümiere deine Antwort mit einer zusammenfassenden Aussage. Dies ist insbesondere bei längeren Erklärungen wichtig.
Dann blicke wieder auf den Fragesteller und frage: „Habe ich Ihre Frage damit beantwortet?“
Wenn er „Ja“ sagt oder nickt, fahre mit der nächsten Frage fort. Wenn die Antwort „Nein“ lautet, geh zurück zu Schritt 1.
Verbringe natürlich nicht zu viel Zeit mit einer Person. Du kannst immer noch vorschlagen, das Thema nach deiner Präsentation weiter zu diskutieren.
Wie kannst du dich auf deine spontanen Antworten vorbereiten?
1. Mit deiner Kernbotschaft
Bevor du mit spontanen Antworten aufhorchen kannst, solltest du für deine Präsentation eine klare und prägnante Kernbotschaft haben. Die vermittelst du deinem Publikum während deines Vortrags. Dies ist die wichtigste Erkenntnis, an die die du dich erinnern und nach der du handeln sollst.
Deine Kernbotschaft sollte einfach, relevant und überzeugend sein. Es sollte deine Struktur, deinen Inhalt und deine Präsentation leiten. Eine starke Kernbotschaft hilft dir, auf dem richtigen Weg zu bleiben, auch wenn du von deinem Skript oder deinen Folien abweichst.
2. Sei auf das Unerwartete vorbereitet
Spontanität geht nicht, wenn du dich nicht vorbereitet hast. Im Gegenteil, du musst deine Hausaufgaben machen und die möglichen Szenarien gedanklich entwerfen, die während der Fragerunde auftreten könnten.
Du solltest zum Beispiel dein Publikum, seine Bedürfnisse, Erwartungen und Fragen recherchieren. Indem du dich auf das Unerwartete vorbereitest, wirst du selbstbewusster und flexibler sein, um dich an jede Situation anzupassen.
Der ist gut geschützt, der stets das Unerwartete erwartet.
Eda Kocapinar
3. Verwende Geschichten und Beispiele
Eine der besten Möglichkeiten, dich auf deine spontanen Antworten vorzubereiten, besteht darin, Geschichten und Beispiele in deine Präsentation einzubauen, die deine Kernbotschaft veranschaulichen.
Ideal ist es, wenn du dir ein Register mit mehreren Storys zusammenstellst, auf die du jederzeit „spontan“ zurückgreifen kannst. Du kannst dabei Geschichten und Beispiele aus deiner eigenen Erfahrung, aus deiner Branche oder aus aktuellen Ereignissen verwenden. Stell nur sicher, dass sie relevant, angemessen und genau sind.
Mit neuen Geschichten kannst du auch in der Fragerunde die Aufmerksamkeit, die Emotionen und die Vorstellungskraft deines Publikums auf dich ziehen.
Sie können dir auch dabei helfen, auf persönlicher Ebene mit deinem Publikum in Kontakt zu treten und deine Authentizität und Glaubwürdigkeit zu zeigen.
4. Sei offen und flexibel
Um deine spontanen Antworten dynamischer zu gestalten, sei offen und flexibel. Sei bereit, deine Antworten an das Feedback, die Stimmung und die Bedürfnisse deines Publikums anzupassen.
Sei bereit, Chancen zu ergreifen, Herausforderungen zu meistern und Überraschungen anzunehmen. Das setzt dich in die Lage, schnell zu denken, zu improvisieren und zu experimentieren. Freu dich darauf den Moment zu genießen, Spaß zu haben und deine Leidenschaft zu teilen.
Wenn du die Wahrheit suchst, sei offen für das Unerwartete, denn es ist schwer zu finden und verwirrend, wenn du es findest.
Heraklit von Ephesos
Was passiert, wenn du die Frage nicht beantworten kannst?
Bist du Wikipedia? Nein? Warum solltest du dann jede Antwort im Kopf haben? Wahrscheinlich sagst du erst mal: „Keine Ahnung, aber ich finde es für dich raus.“
Und weißt du was? Das ist in 99 % der Fälle völlig okay.
Jetzt stelle ich dir eine zweite Frage: Wie fühlst du dich, wenn du eine einfache Frage beantwortest? Wahrscheinlich lehnst du dich nach vorne, lächelst, hältst Blickkontakt – alles Zeichen von Selbstbewusstsein.
Und jetzt: Wie sieht’s aus, wenn du auf eine schwierige Frage antwortest, bei der du die Antwort nicht kennst?
Wahrscheinlich wandert dein Blick, du lehnst dich zurück, ziehst die Augenbrauen hoch und stammelst irgendwas. Du zeigst hier Unsicherheit.
Beim nächsten Mal, wenn dir eine knifflige Frage gestellt wird, tu einfach so, als ob du die Antwort wüsstest und dich mit der Frage pudelwohl fühlst. Auf diese Weise signalisierst du, dass du unerschütterlich und selbstbewusst bist. Du kennst vielleicht die Antwort nicht, aber das heißt nicht, dass du nicht kompetent bist.
Eine der angenehmen Seiten beim Lesen alter Briefe ist das Bewusstsein, dass man sie nicht beantworten muss.
George Gordon Byron
Abschluss
Durch das Anwenden dieser Techniken kannst du deine spontanen Antworten geben, die klar, strukturiert und selbstbewusst sind. Übung und Erfahrung tragen dazu bei, dass du dich in solchen Situationen immer wohler fühlst.
Wer wüsste es nicht aus eigener Erfahrung? Es gibt erstaunlich schlagfertige Antworten, die einem ›eine Stunde später‹ einfallen.
Otto Weiß
PS: Danke fürs Lesen. Weitere umsetzbare Ideen zum Thema „Öffentliches Reden“ findest du in meinem beliebten E-Mail-Newsletter. Jede Woche teile ich lehrreiche Tipps, die dir dabei helfen, deinen besten Vortrag aller Zeiten zu halten. Melde dich hier kostenfrei an und hol dir zusätzlich ein kleines Geschenk ab.
Titelfoto: Depositphotos