Eine verrückte Idee: Ein Elevator Pitch für jeden Ehrenamtlichen!
Um sofort klar aufzulösen, worum es in diesem Artikel geht, stelle ich an einem Beispiel dar, was genau ein Elevator Pitch oder anders ausgedrückt, eine „verbale Visitenkarte“, ist.
Stell dir vor, dein Verein organisiert eine größere Veranstaltung. Zu diesem Zweck hast du einen Termin mit dem Sicherheitsingenieur im Rathaus. Du hast gerade den Rufknopf gedrückt als du aus den Augenwinkeln eine Person auf den Aufzug zukommen siehst. Du drehst dich ihr entgegen und stellst fest, es ist die Bürgermeisterin. Sie grüßt, die Tür öffnet sich, ihr tretet beide in den Aufzug. Sie drückt auf Taste 8, dahin wo du auch hin musst. Jetzt bleiben dir ungefähr 20 Sekunden Zeit um mit deinem Elevator Pitch, die Bürgermeisterin zu überzeugen. Das können verschiedene Vorschläge sein: dass sie persönlich eure Veranstaltung besucht oder aber finanziell, materiell, personalmäßig unterstützt. Es kann aber auch irgendein beliebiges Projekt sein, wo dein Verein ihre Unterstützung benötigt.
Fessele deinen Gesprächspartner
Um für diese unerwartete Gelegenheit die richtigen Worte zu finden, musst du gut vorbereitet sein. Du musst in kürzester Zeit deinen Gegenüber mit deiner Projektidee fesseln.
Ich bin der Meinung, dass ein Elevator Pitch für jedem Ehrenamtlichen ein absolutes „Must“ ist. Dir kann jederzeit die Frage gestellt werden: „Du bist doch ehrenamtlich engagiert bei XYZ. Was macht ihr denn da eigentlich genau?“ Die Frage kann dir ein potentieller Sponsor stellen, genauso wie jemand der selber daran interessiert ist, bei euch ehrenamtlich aktiv zu werden. Dann reicht es nicht aus, mit einer Floskel daher zu kommen wie: „Das ist allerdings nicht so einfach zu erklären“ und anschließend belanglose, hohle Worte auszustoßen. In dem Moment geht es darum in einer kompakten Ansprache zu vermitteln, welches die Werte, die Dienstleistungen sowie die Einzigartigkeit deines Vereins, deiner Organisation sind.
Ein Elevator Pitch ist vergleichbar mit einem Film-Trailer. Er soll dem Gegenüber deinen Verein „schmackhaft“ machen, also den Interessierten zufrieden stellen. Er muss kurz, prägnant, aussagekräftig sein und die Dienstleistung(en) klar darstellen.
Vermarkte deinen Verein mit einem Elevator Pitch
Der Begriff Elevator Pitch stammt aus dem angelsächsischen und wird hauptsächlich im Businessbereich benutzt. Unternehmer oder Start Ups, die nach Business Angels suchen, damit diese ihre Projekte finanzieren, sind Spezialisten in der Anwendung von Elevator Pitchs. Dort gehört er zur Grundausbildung. Dadurch kam ich auf die verrückte Idee, wenn das Elevator-Pitch-Prinzip in diesen Sphären funktioniert, wieso dann nicht auch im Ehrenamt?
Der Aufzug gilt als unvorhergesehener Begegnungsort schlechthin. Zwischen dem Erdgeschoss und dem 8. Stockwerk musst du die richtigen Worte finden, um deinen Gesprächspartner zu überzeugen. Streiche also von vornherein Wiederholungen, Fachsprache, Weitschweifigkeit, Erwartungen und Versprechen, die du nicht erfüllen kannst. Die wichtigsten Elemente sind deine Leidenschaft und deine Überzeugungskraft, die du in dem Elevator Pitch vermittelst.
Dich und deinen Verein jederzeit gut zu vermarkten ist eine Fähigkeit, die dir überall von Nutzen sein kann:
- Während eines Konferenztages,
- Während eines Telefongespräches,
- Beim Tag der offenen Tür,
- Bei öffentlichen Veranstaltungen,
- Bei Freizeitaktivitäten (Sport, Kultur, im Wellness, bei einem Kaffee im Starbucks, …).
Auf einen solchen Elevator Pitch seines Vereins zurückzugreifen bedeutet sich mit einem mächtigen Kommunikations-Werkzeug auszustatten. Es ist ein unerreichtes Instrument zum Fördern, egal wo, egal wann, egal mit wem.
Die GEEK-Regel für einen erfolgreichen Elevator Pitch
Hier findest du vier Regeln um einen erfolgreichen Elevator Pitch zu erstellen. Wenn du über eine gewisse Freiheit verfügst was die Form und die Konfiguration von Ideen angeht, so soll dein Text sich auf folgende Elemente konzentrieren. Ich nenne es die GEEK-Regel:
- Glaubwürdigkeit: veranschauliche deinen Vortrag mit verständlichen Beispielen und konkreten Zahlen. Verankere dein Projekt in der Realität.
- Eindeutigkeit: sei spezifisch und betont. Benutze keine langen Sätze die zu allgemein sind oder die sich nach einer abgedroschenen 08/15 Lösung anhören.
- Einprägsam: Unterscheide zwischen nebensächlich und wesentlich. Das Herzstück deines Elevator Pitch musst du auf einem Post-It unterbringen können.
- Kohärenz: Die Reihung deiner Ideen muss logisch erfolgen. Es darf nichts enthalten sein, was nicht zum Kontext gehört.
Ein Pitch ist eine Mitteilung. Dein Elevator Pitch darf nur eine Idee enthalten. Wenn du versuchst zu viel zu sagen, wirst du nicht viel Großes sagen. Oder wie Martin Luther schon wusste: „Viel mit wenig Worten fein kurz anzeigen können, das ist Kunst und große Tugend. Thorheit aber ist’s, mit viel Reden nichts reden“.
Wenn du nicht alles sagen konntest zwischen Erdgeschoss und 8. Stockwerk, keine Panik. Das Ziel deines Elevator Pitchs ist nicht, dein Gegenüber sofort zu überzeugen. Es genügt, wenn du seine Aufmerksamkeit auf deine Aussage gelenkt hast und es zu einer Verabredung kommt.
Provoziere, begeistere oder bring deinen Gesprächspartner zum Lachen! Du musst bei ihm eine emotionelle Antwort zu einem reellen Problem auslösen. Das schlimmste was du tun kannst ist, ihn zu langweilen.
Pflege deinen Text
Ein Elevator Pitch von weniger als einer Minute verlangt eine nicht zu unterschätzende Vorarbeit. Schreibe deinen Text und überlege dir die Aussagen die zu dir passen, die du üblicherweise anwendest. Sprich nicht über die „aktuelle wirtschaftliche Lage“, über „Gesetze“,“ Auflagen“, über „Möglichkeiten“. Dein Gegenüber hört diese Redensart sowieso den ganzen Tag.
Stell ein Problem dar und im gleichen Satz schlägst du eine eindeutige Lösung vor.
Jedes gesprochene Wort muss absolut notwendig sein. Wenn du während des Schreibens, bei einer Passage blockierst, benutze ein Sinnbild. Hier gilt das Sprichwort: „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“. Die Bildsprache ist eine perfekte Möglichkeit um deine Ideen mit Stil auszumalen.
Vor dem Elevator Pitch
Lerne deinen Text auswendig und wiederhole ihn dir mehrmals mit einer Stoppuhr. Übe deinen Elevator Pitch mit Testpersonen aus deinem Familien- oder Freundeskreis. Arbeite an deiner Inszenierung; achte auf deine Körpersprache, deinen Tonfall, die Lautstärke, usw.
Der Schlüssel des Erfolgs liegt darin, dass dein Elevator Pitch natürlich und spontan rüberkommt. Je entspannter du dabei bist, umso besser kannst du auf Unvorhergesehenes reagieren und so während des Gespräches vor oder zurückspringen.
Dein Elevator Pitch soll etwas von Zauber besitzen. Schnüre Informationen mit Visionen und Werten zu einem gelungenen Paket zusammen. Dein Gegenüber muss überwältigt, verblüfft, begeistert sein.
Ausblick
Du weißt jetzt was ein Elevator Pitch ist und wie wichtig er im Ehrenamt für dich und deinen Verein sein kann. Ich bin interessiert, wie du die Idee findest.
In meinem nächsten Artikel werde ich darauf eingehen, wie du dir einen eigenen Elevator Pitch aufbauen kannst. Weil ich den Elevator Pitch für das Ehrenamt als sehr wichtig einschätze, will ich möglichst vielen Ehrenamtlichen, die Grundlage eines Elevator Pitch zur Verfügung stellen. Darum bleib wachsam!
Für weitere Fragen oder Vorschläge freue ich mich ebenfalls in den Kommentaren und verbleibe mit einem Zitat von Johann Wolfgang von Goethe: „Wenn man einmal weiß, worauf alles ankommt, hört man auf, gesprächig zu sein.“
Foto: https://www.pixabay.com ( kaisender)