Wieso ich mein geliebtes Café nicht mehr aufsuchte

Wieso ich mein geliebtes Café nicht mehr aufsuchte

Ich mochte es sehr das kleine Café gegenüber vom Bahnhof. Ich genoss hier jeden Morgen einen Kaffee-„mit“, bevor ich zur Arbeit ging. Das „mit“ war keine Milch, nein es war Sahne. Sie machte den Unterschied aus.

Es war aber nicht nur wegen des Kaffees, wieso ich jeden Wochentag um 07:30 Uhr hier einkehrte. Es war die Atmosphäre, die Ausstattung, der Kaffeegeruch, die Musik, die freundlichen Leute vor und hinter der Theke – und das um diese Uhrzeit. Für mich war es ein besonderer Ort, es war die Ausnahme. Alles wurde vor deinen Augen zubereitet. Der Inhaber befand sich fürsorglich mittendrin.

Nach mehr als zwei Jahren entschloss ich mich, nicht mehr in das Café zugehen. Der Erfolg, den der Inhaber mit seinem Konzept erwirtschaftet hatte, tötete alles das, was zu Beginn richtig war. Es zerstörte die Seele des Lokals (also das, was es in erster Linie einzigartig machte).

Das Café war schon länger so stark besucht, dass es überschäumte – wie der Cappuccino. Der köstliche Kaffee, die selbst gemachten Snacks, das einmalige Ambiente sprachen sich herum. Es machte den Kunden nichts aus, auf einen freien Platz zu warten oder etwas mehr für die leckeren Sandwiches zu zahlen. Aber plötzlich änderte sich alles.

Die früheren Werte des Café hatten sich verschoben

Das Café entwickelte sich. Sie erweiterten ihre Räumlichkeiten. Der Inhaber hatte angefangen, am Geschäft zu arbeiten und nicht mehr im Geschäft. Das neue System und die damit verbundenen Prozesse veränderten das gesamte Gefühl dieses Ortes und wischten das Lächeln aus den Gesichtern des Personals. Es wurde sogar für alteingesessene Kunden offensichtlich, dass die Ziele sich geändert hatten. Der erste Schwerpunkt lag nun auf der Gewinnmaximierung.

Es schien, als hätten die Werte sich zusammen mit den neuen Leistungsmerkmalen verschoben. Sie hatten vergessen, was sie überhaupt erfolgreich gemacht hat – vielleicht wussten sie es nie wirklich.

Ich will damit nicht sagen, dass es falsch ist klein anzufangen und es dann zu etwas Großem zu entwickeln. Es bedeutet auch nicht, dass man sich keine großen Ziele setzen soll. Ich finde es richtig, wenn es an der Zeit ist eine Strategieänderung einzuführen, aber nur dann, wenn die sich bewährten Werte beibehalten werden.

Geh hin und sei das beste Café, der beste Steuerberater, oder der beste ehrenamtliche Verein. Vergiss aber nie, den Leuten eine Ursache anzubieten dich zu mögen.

Kaffee ist das Getränk, das einen einschläfert, wenn man es nicht trinkt.

Alphonse Allais

Dein ehrenamtlicher Verein baut tatsächlich auf viel mehr auf als das, was sich nach dem Jahresabschluss auf der Konto-Habenseite befindet.

Herzliche Grüße,

Charles

https://charlesbrueck.com

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