Wie du die Aufmerksamkeit deines Publikums gewinnst und behältst

Wie du die Aufmerksamkeit deines Publikums gewinnst und behältst

Gib es zu, du hast dich auch bereits dabei erwischt, wie du auf dein Handy geschaut oder dein Wochenende in deinen Gedanken geplant hast, während du Teil des Publikums an einer Konferenz warst. Und ich bin sicher, dass du dabei nicht der Einzige warst.

Wenn es eine Sache gibt, die du als ehrenamtliche Führungskraft nie geplant hast, so ist es die Aufmerksamkeit deines Publikums zu verlieren.

Und doch kennt jeder, der kommuniziert, dieses peinliche Gefühl: Du verlierst im Laufe deines Auftritts einen Teil des Publikums oder noch schlimmer, du baust einfach keine Verbindung auf und du weißt nicht warum.

Wie genau passiert das?

Ich habe 32 Jahre hauptberuflich und mehr als 25 Jahre ehrenamtlich kommuniziert. Sowohl als Ausbilder, als Führungskraft, in vielen Arbeitsgruppen oder auf Konferenzen. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, was Zuhörer beschäftigt und was nicht. Ich habe die folgenden Prinzipien gelernt, weil ich irgendwann gegen alle verstoßen hatte.

Schenkt Aufmerksamkeit. Die kann man nicht umtauschen.

Klaus Klages

Hier sind meine Faktoren, die dazu führen, dass die Aufmerksamkeit deines Publikums an deinen Lippen hängen bleibt!

1. Lass dir was einfallen

Zu viele Reden oder Vorträge beginnen mit einem „Guten Abend. Es ist mir eine große …“ . Dann kommt ein kleiner Ausflug zum Wetterbericht und ein kleiner Scherz, der eine Beziehung herstellen soll.

Durch diese Phase bin ich auch durchgegangen. Bis mir klar wurde, dass das bei Weitem nicht der beste Weg ist, die Aufmerksamkeit meines Publikums auf mich zu ziehen.

Bedenke: Du hast ungefähr 30 Sekunden Zeit, um das Interesse und die Aufmerksamkeit deines Publikums zu wecken – oder sie zu verlieren.

Daher muss der erste Eindruck der Richtige sein. Also feile und poliere vorher an deiner Einführung. Bei deinem Einstand auf der Bühne sei entspannt, aber standfest auf deinen eigenen zwei Beinen, mit sicherem Blick auf dein Publikum. Löse dich von deinen Notizen und nimm dir einige Sekunden Zeit, dir deine Zuschauer anzusehen. Damit markierst du deine Selbstsicherheit.

Wähle deine ersten Worte sorgfältig aus, um dein Publikum mitzunehmen. Mit einer Stimme, die laut genug ist, um von allen gehört zu werden, und in einem dynamischen Ton fährst du fort! Sprich dann direkt mit deinen Zuhörern und leite sie sofort in eine Situation, mit der sie vertraut sind. Dies wird ihre Aufmerksamkeit auf dich ziehen.

Was ich im Detail damit meine, erfährst du im nächsten Punkt.

Wer das erste Knopfloch verfehlt, kommt mit dem Zuknöpfen nicht zu Rande.

Johann Wolfgang von Goethe

2. So fesselst du die Aufmerksamkeit deines Publikums

Ich gebe dir hier drei Strategien mit an die Hand, die bei mir wirken. Ich wende sie sowohl bei Konferenzen, Vorträgen als auch bei Reden an.

a) Erzähle eine Geschichte

Geschichten gehören zu den mächtigsten und einprägsamsten Werkzeugen eines Redners. Aber Geschichten zu erzählen ist eine Kunst.

Ich bin kein geborener Geschichtenerzähler. Aus dem Grund arbeite ich ständig daran, damit ich genug Geschichten habe, um meine Botschaft damit zu unterstützen. Du kennst möglicherweise das gegenteilige Problem. Du kennst vielleicht so viele Geschichten, dass du 30 Minuten mit Storys füllen könntest, ohne dich darauf vorzubereiten.

Meine Aufgabe besteht darin, eine Geschichte zu finden, die meine Mitteilung, die ich erläutern will, unterstützt. Andernfalls würde ich eine Geschichte vortragen, die nirgendwo hinführt, nur damit ich eine Erzählung in meinem Vortrag habe.

Wenn du eine Story-Person bist, besteht deine Herausforderung darin, die Anzahl der Geschichten, die du erzählst, auf das Niveau zu reduzieren, bei dem jede einen wichtigen Punkt in deiner Nachricht unterstützt. Andernfalls füllen deine Geschichten vielleicht deinen Auftritt, aber die Leute verlieren deinen Standpunkt völlig (vorausgesetzt, du hast einen).

Je mehr man liest, desto besser wird man im Geschichten erzählen.

Stan Lee

b) Gib eine Erfahrung zum Besten

Wenn du bereits während Jahren aktives Ehrenamt betreibst, bietet sich dir die Möglichkeit, eine Erfahrung zu erzählen, die einen Sinn ergibt. Diese Transformation einer persönlichen, anekdotischen Geschichte in eine Erzählung umzuwandeln, welche die Emotionen deines Publikums anspricht, beweist:

Dein Fachwissen,

Deine Erfolge,

Deine Kompetenzen,

Dein Engagement,

Deine Reputation,

Deine Glaubwürdigkeit.

Alte und weise Stimmen können einem helfen den richtigen Weg zu finden, wenn man nur bereit ist zuzuhören.

Jimmy Buffett

c) Präsentiere ein erstaunliches Bild

Sicherlich kennst du das Sprichwort:

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Manchmal ist die Präsentation eines leistungsstarken Bildes eine sehr gute Strategie, um ein Publikum zu überraschen und zu fesseln. Dies kann ein Foto, ein Objekt oder abhängig vom Anlass und den Gegebenheiten ein Video sein.

Darüber hinaus gibt es natürlich noch mehrere andere Möglichkeiten, um deinen Einstieg erfolgreich zu gestalten. Du könntest beispielsweise dein Publikum befragen, ein inspirierendes Zitat abgeben oder eine auffällige Statistik präsentieren.

Wähle eine Strategie, die zu dir passt und mit der du dich wohlfühlst. Eine Strategie, die zu deiner Persönlichkeit, dem Thema deiner Präsentation und dem Kontext passt, in dem du sie preisgibst.

Ein Bild ist ein Gedicht ohne Worte

Quintus Cornificius

Eine erfolgreiche Einleitung ermöglicht es dir, die Aufmerksamkeit deines Publikums zu binden und zu fesseln. Gleichzeitig hilft es dir aber auch, dein Selbstvertrauen von Beginn an zu stärken und somit deine Energie zu steigern.

3. Struktur ist für die Aufmerksamkeit des Publikums ebenso wichtig wie das Salz in der Suppe

Es gibt so viele Dinge, die du in einem Vortrag oder einer Rede sagen könntest. Ein guter Vortrag konzentriert sich aber auf das, was du sagen musst.

Das ist deine wirkliche Aufgabe: ein umfangreiches Thema aufzunehmen und dich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und das ist eine unglaublich schwierige Arbeit.

Es benötigt wesentlich mehr Aufwand, um klar zu sein, als um verwirrend zu sein. Wenn du unklar bist, kann es vorkommen, dass Zuschauer den Faden verlieren. Sie schweifen ab, da sie der Meinung sind, dass der Rest der Rede auf diesem Punkt aufbaut. 

Um dies zu vermeiden, mach dem Publikum zu Beginn und während des gesamten Gesprächs klar, worüber du sprechen wirst. „Ich gehe zuerst auf das Problem der … ein. Anschließend erkläre ich …“.

Nachdem du einen Bereich ausführlich behandelt hast, gibst du an, dass du dieses Thema abgeschlossen hast. Daraufhin verweist du auf den nächsten Punkt.

Durch das Verbinden dieser Punkte kannst du sicherstellen, dass das Publikum versteht, wie deine Präsentation sich zusammenfügt. Damit ziehst du die Aufmerksamkeit immer wieder auf den Vortrag und du erzeugst so ein vollständiges Bild.

Der anspruchsvollste Kraftakt kommt zum Schluss. Hier geht es darum, all das in deinem Vortrag vermittelte, in einem einzigen Satz zusammenzufassen.

Die Kraft sorgfältig ausgearbeiteter Phrasen besteht darin, dass sie einprägsam sind. Solch unvergessliche Phrasen bewahren ihre Wirkung sogar über mehrere Jahre.

Unsere Aufmerksamkeit ist nur von kurzer Dauer, und es bedarf starker Leidenschaften, um sie wachzuhalten.

Claude-Adrien Helvetius

4. Vergiss dein Manuskript und du gewinnst die Aufmerksamkeit deines Publikums

Wenn du vor Publikum deine Rede, deinen Vortrag, deine Präsentation vom Blatt abliest, hat der Zuhörer den Eindruck, als wäre es nicht von dir. Das sieht dann aus, als würdest du eine Pressemitteilung vortragen. Oder schlimmer, dass jemand anderer es für dich vorbereitet hat. Oder es ist etwas, von dem du denkst, dass sie es glauben sollten, aber du glaubst es selbst nicht.

Versteh mich nicht falsch: Das Ablesen deiner Notizen bedeutet nicht, dass du unaufrichtig bist, sondern nur, dass die Leute oft denken, dass du es bist.

Ich weiß, dass das für Leute, die an Manuskripte gebunden sind, schwierig ist.

Ohne Manuskript auftreten bedeutet nicht den Text auswendig lernen. Es bedeutet den Inhalt verstehen, verinnerlichen. Wenn du das, was du vermitteln willst, nicht in dich aufgenommen hast, wirst du dir deinen Vortrag, deine Rede nicht merken können.

Wenn du die Botschaft aufgenommen hast, schwingt sie mit. Das bedeutet, dass du es tief genug verarbeitet hast. Es wurde zu einem Teil von dir. Es ist nicht mehr nur etwas, was auf einem Papier steht.

Politiker mit Redemanuskript sind Wettschwimmer mit Schwimmweste.

Wolfram Weidner

5. Sorge für eine sichere Landung

Du hast viel Zeit und Energie aufgewandt, um deine Einführung und den Hauptteil bestmöglich zu gestalten. Vermassele dir deinen Auftritt jetzt nicht mit einem stümperhaften Abgang. Für dich gilt das gleiche wie für einen Piloten: Sorge für eine sichere Landung.

Ich habe oben behauptet: Der erste Eindruck ist entscheidend. Dem füge ich an dieser Stelle hinzu: „Die letzten Worte bleiben oft am längsten hängen.“

Also bereite sie vor.

Mittlerweile schließe ich mit einem Aufruf zum handeln. Ich gebe den Zuhörern zu bedenken, was passieren wird, wenn sie der Aufforderung folgen und wiederhole dann die Schlussfolgerung.

Du kannst dir dein eigenes Muster für den Ausklang erstellen. Es geht darum, ein geplantes Ende zu haben, kein zufälliges Ende.

Die Zeiten von: „Ich bedanke mich recht herzlich für ihre Aufmerksamkeit“, sind endgültig passé.

Übrigens, was für deinen Auftakt gilt, stimmt auch für dein Finale. Überrasche dein Publikum mit einem außergewöhnlichen Abschluß. Es muss kein dreifacher Salto von der Bühne herunter sein. Aber dieses Beispiel soll dich inspirieren, einen Abgang hinzulegen, an den sich jeder erinnern wird.

Es genügt nicht, fliegen zu wollen, man muss auch die Landung mit einplanen.

Brigitte Fuchs

5 weitere Tipps

1. Selbstbewusstes Vortragen ist wichtig

Aber nicht alle selbstbewussten Redner können die Aufmerksamkeit ihres Publikums während einer Ansprache aufrechterhalten. Denk daran: Vortrag und Inhalt sind wesentlich.

2. Lächle, du wirst beobachtet!

Das scheint offensichtlich, wenn du mit Kollegen an einem Tisch sitzt. Es ist weniger wahrscheinlich, wenn du vor dem Mikrofon auf der Bühne stehst! Selbst erfahrene Redner vergessen dieses wichtige Detail, was da heißt: Lächle! Das Publikum nimmt nämlich besser Informationen von jemandem auf, der sich zufrieden an sie wendet.

3. Lege Pausen ein!

Eine ständige Flut von Wörtern – besonders eintönige – lässt das Interesse deines Publikums dahinschmelzen wie Schnee im Mai. Warum diese Eile? Die Leute sind hier, um von dir Informatives, Außergewöhnliches, Gewinnbringendes zu hören! Füge Pausen in deine Rede ein. Sie schärfen die Dramaturgie.  

4. Nutze deine Körpersprache

Die Leute sind da, um dich zu hören, aber auch um dich zu sehen! Handgesten helfen dabei, Emotionen zu kommunizieren, die Aufmerksamkeit des Publikums zu erhalten und so deine Botschaften besser zu vermitteln. Du darfst deine Arme ausweiten, aber halte deine Hände immer unterhalb deiner Schultern.

5. Humor, aber in Maßen

Nichts ist ansteckender als ein gutherziges Lachen, um die Atmosphäre zu entspannen! Aber nichts ist besser als ein schlechter Witz, um deinen Ruf zu ruinieren! Also ja zum Humor, wenn das Publikum es mag, aber überlege es dir zweimal, bevor du dich traust. Ein Tipp von mir: Warum nicht diesen „exzellenten Witz“ vorher in deinem Umfeld testen, bevor du ihn deinem Publikum preisgibst?

Mehr als alles andere ist Aufmerksamkeit ein Akt des sich Verbindens.

Julia Margaret Cameron

Die oben aufgeführte Liste ist nicht vollständig. Es gibt eine Vielzahl anderer Techniken und Tipps zum Vortragen (von denen du einige selbst entdecken wirst). Diese Tipps hier helfen dir jedoch, die Aufmerksamkeit deines Publikums zu binden und dich selbstbewusst zu präsentieren.

Ich möchte mit einem Zitat schließen, das in zwei Sätzen alles aussagt:

Nicht nur die Stimme an sich, Inhalt, Humor, Wortspiel oder rhetorische Fähigkeiten tragen dazu bei, die Aufmerksamkeit des Publikums zu fesseln oder hypnotisch zu beeinflussen. Auch die Gesundheit des Sprechers, seine innere Haltung und authentische Präsenz schwingen in der Tonalität der Stimme mit und sind Teil eines charakteristischen Stimmungs-, und Klangmusters.“

Joachim Nusch

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Photo by Samuel Pereira on Unsplash

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