Als Ehrenamtlicher selbstbewusst vor Publikum reden – 9 erprobte Tipps

Als Ehrenamtlicher selbstbewusst vor Publikum reden – 9 erprobte Tipps

Wenn du bereits eine gewisse Zeit im Ehrenamt tätig bist, dann weißt du: an Reden vor Publikum kommst du nicht vorbei. Damit das Zitat von Markus M. Ronner: „Die meisten Reden sind nicht der Rede wert“ für deine Reden keine Gültigkeit hat, gebe ich dir hier 9 erprobte Tipps mit auf den Weg. Sie haben mir geholfen, meine Auftritte gut vorzubereiten und angespannt, aber nicht gestresst auszuführen. Wie es dazu kam, kannst du hier verfolgen:

Ich erinnere mich noch sehr gut an den 1. März 1990. Mein erster Arbeitstag bei der Zivilschutzverwaltung. Am 8. März rief der Direktor mich in sein Büro und erklärte mir, dass ich ihn am folgenden Samstag in einem Einsatzzentrum des Zivilschutzes bei der jährlichen Hauptversammlung vertreten soll, er sei leider verhindert. Alle meine Gegenargumente nutzen nichts, ich war von ihm ausgewählt. Sein Satz: „Sie haben mein vollstes Vertrauen“ konnte mich nicht zuversichtlich stimmen.

Die folgenden drei Tage verbrachte ich damit intensiv meinen Auftritt vorzubereiten. Lange Rede, kurzer Sinn: in meinen Augen hatte ich meine Darstellung vermasselt, für verschiedene Anwesende „hatte ich das ganz ordentlich hingekriegt“, so einige Feed-Backs.

Mir wurde an diesem Abend meine Lektion klar: Aus diesen Fehlern muss ich lernen. Wenn ich hier bestehen will, muss ich an mir arbeiten, damit ich interessante Reden vortragen kann, dabei meinen Stress im Zaum halte und mein Lampenfieber bekämpfen lerne.

Ich habe Kurse belegt, Seminare besucht, Fachbücher gelesen, mir Vorträge von exzellenten Rednern angehört und sie beobachtet, so oft wie möglich bei kleineren Anlässen das Wort ergriffen, Feed-Backs gefordert und mir Kritiken angehört.

Nach einem Jahr hatte ich meine Checklisten für verschiedene Auftritte wie offizielle Reden, Vorträge, Präsentationen, Projektvorstellungen, Moderationen, Berichte, zusammengestellt.  Nachfolgend findest du die wichtigsten Punkte, die mir am Anfang geholfen haben.

  1. Bereite dich gut vor

Je besser du dich auf deine Rede, deinen Vortrag, deine Präsentation vorbereitest, umso besser beherrschst du dein Thema und deinen Auftritt. Im gleichen Maß verringerst du das Risiko dich zu verheddern, einen Aussetzer zu erleben oder in eine Endlosschleife hineinzuschlittern.

Zu einer guten Vorbereitung gehören sowohl die Psychologie als auch die Technik dazu. Ich erstelle mir immer im Vorfeld einen Plan mit den Hauptthemen und den wirkungsvollsten Schlüsselsätzen meiner Rede zusammen. Ich markiere mir die Passagen, die ich auf keinen Fall vergessen darf in Gelb. Anschließend drucke ich mir die Seiten in Schriftgröße 48 aus. Die Blätter lege ich vor mich hin und spreche den Text laut vor, solange bis er mir ohne Zögern über die Lippen kommt. Handelt es sich um einen Vortrag mit Bildern, Diagrammen oder Videos, so erstelle ich nach dieser Vorbereitungsphase die visuelle Präsentation dazu.

  1. Strukturiere deinen Vortrag

Erstelle deinen Vortrag auf Basis von klaren, gut formulierten Zielen. Denk daran mit einer Einleitung, die klar und deutlich ist, zu beginnen und mit einer Zusammenfassung in Form einer Synthese, die an die wichtigsten Punkte erinnert, zu schließen. Strukturiere deinen Ablauf so, dass die wichtigsten Ideen am Anfang stehen. Stütze dich auf Fakten, unterlegt mit konkreten Beispielen.

Wenn die Möglichkeit besteht, wechsele zu visuellen Effekten, immer in einem angepassten Verhältnis. Bedenke es handelt sich um einen Vortrag oder eine Präsentation, nicht um ein abendfüllendes Kinoevent.

Sei kurz! Ein Erwachsener hat im Normalfall eine Zuhörerkapazität, die unter 15 Minuten liegt. Im Ehrenamt finden aber oft Veranstaltungen in der Freizeit statt, oft abends. Nach einem arbeitsreichen Tag wird das Konzentrationsvermögen des Publikums sicher nicht an diese Werte herankommen. Sollte dein Vortrag dann doch länger dauern, baue kleine Pausen ein: stelle Fragen, lass Fragen zu, verteile ein Dokument…

  1. Wiederhole deinen Vortrag und verwalte deine Redezeit

Nachdem du deine Rede fertiggestellt hast, nimm dir die Zeit sie mehrere Male zu überlesen und wiederhole sie laut, idealerweise vor einem Spiegel. Tue das Abschnittsweise und stoppe die einzelnen Zeiten. Die Wiederholungen dienen dem Feintuning deiner Präsentation sowie dem Ausbessern von Schwachstellen.

Mehrmaliges Sprechen erlaubt dir, Zuversicht zu gewinnen, dir den Ablaufplan einzuprägen, die Verbindung zwischen dir, den visuellen Geräten und dem Publikum zu üben. Es ist in etwa so wie bei Film- oder Theaterschauspielern: üben, üben, üben.

  1. Bau dir eine stabile Argumentation auf

Stelle dir dazu folgende Fragen: Was habe ich zu sagen? Wieso halte ich diesen Vortrag? Diese beiden Fragen erlauben dir deine Argumentation aufzubauen. Sie muss durchschlagend sein und muss es den Zuhörern erlauben, sich deine Schlüsselworte einzuprägen. Es ermöglicht ihnen, im Nachhinein deine Ideen anzuwenden und in Handlungen umzuwandeln aber auch, sie an andere weitervermitteln.

  1. Pflege deine Ausdrucksform

Je rigoroser deine Vorbereitung ist, umso klarer weißt du deine Ideen auszudrücken. Damit du überzeugst, benutze eine lebendige Sprache, gekoppelt mit einer aktiven, dynamischen und lächelnden Stimme.

Eine aufrechte Körperhaltung und die daran angepassten Gesten, vermitteln einen überzeugenden Eindruck. Stell dich ein wenig breitbeinig hin und vermeide von einem Bein auf das andere zu wippen. Dadurch vermittelst du den Eindruck eines Ungleichgewichtes, eines Nichtbeherrschens der Situation. Probiere, da wo es geht, einen Hauch von Gefühl hineinzulegen. Es macht deinen Auftritt lebendiger, authentischer und interessanter.

Vermeide die verpönten Füllwörter wie „eh“, „ähm“ usw. Sie unterbrechen deinen Sprachfluss und belasten deinen Vortrag. Du hörst sie selbst nicht, das Publikum sehr wohl. Treten sie zu häufig auf, dann schaltet dein Publikum ab. Der eine Teil greift zum Smartphone, der andere zählt die „ähm´s“ mit.

Daher mein Tipp: sprich deinen Vortrag vorher auf dein Smartphone und höre es dir aufmerksam an. Du kannst es auch jemandem anderen geben zum Anhören. Diese Macken sind sehr oft Nebeneffekte von Stress oder kommen vor, wenn du das Thema, über das du sprichst, nicht beherrschst.

  1. Fessele dein Publikum

Das funktioniert sehr gut mit einer Anekdote, einem Zitat oder einer Frage. Hier heißt es aber aufpassen. Ohne eine kraftvolle Tonart riskierst du den Effekt zu verfeuern, noch bevor der Funke auf das Publikum übergesprungen ist. Daher mein Tipp: Sprich deine ersten Worte mit einer kraftvollen, starken Stimme.

Genauso wichtig ist der Augenkontakt. Ideal ist es einen Panoramablick anzuwenden, wo jeder sich von deiner Rede angesprochen fühlt. Es liegt an dir, jedem Zuhörer das Gefühl zu geben, du wendest dich an ihn. Es geht darum eine Verbundenheit zwischen dir und deinem Hörerkreis aufzubauen. Das erreichst du nicht, wenn dein Blick dauernd krampfhaft auf dein Papier gerichtet ist. Hierzu passt ein Sprichwort aus Georgien:

„Schau zuerst genau hin, wer dir zuhören wird, dann rede.“

Es funktioniert, wenn der Redner überzeugt ist, von dem was er vorträgt. Hier gilt: Das WIE kommt vor dem WAS. Die Art und Weise, mit der du Dinge tust, überwiegt vor der eigentlichen Sache. Wenn du glaubwürdig beim Publikum ankommst, wird dir einiges verziehen. Wenn nicht, kann deine Rede noch so perfekt sein, du bezauberst nicht.

Aber Achtung: Deine Überzeugung überträgt sich nicht auf dein Publikum, wenn dein Blick, deine Stimme, deine Gestik oder auch deine Einstellung, nicht mit dem übereinstimmen was du vermittelst, wenn es nicht in Harmonie ist mit deinem Vortrag.

  1. Verwalte deinen Stress

Es ist klar, dass jeder von uns, der eine mehr, der andere weniger, Lampenfieber fühlt vor einem Auftritt vor Publikum. Das ist normal. Stress ist ein Überlebensreflex, der es erlaubt, unseren Körper und unseren Geist zu mobilisieren, damit wir, wenn nötig, schneller und explosiver reagieren. Dieser Stress ist kein Zeichen von Schwäche, sieh es als ein positives Zeichen.

Stress ist also ein gutes Zeichen. Er vermittelt dir, dass du bereit bist und dass dein Körper und dein Geist beginnen, sich vorzubereiten und dir erlauben dein, Bestes zu geben.

Anstatt in Panik zu verfallen und zu sagen: „Verdammt bin ich gestresst, das wird ´ne Katastrophe“, sag dir in dem Moment: „OK, ich spüre den Druck, das ist normal, das bedeutet ich bin hier, ich bin dabei meine physischen und intellektuellen Ressourcen in Stellung zu bringen“.

Bereite deinen Auftritt sorgsam vor. Je besser du vorbereitet bist, umso besser kannst du deine Lage verwalten und umso besser kannst du mit unerwarteten Ereignissen umgehen. Dementsprechend bleibt dein Stresspegel auf einem ertragbaren und kontrollierbaren Niveau.

Noch ein kleiner Tipp: Sei zeitig vor Ort und nutze die Gelegenheit, dir die Räumlichkeiten und die Technik anzusehen. Steig auf die Bühne, geh ans Rednerpult, sieh dich um. Mach dich mit der Technik vertraut. Nimm dir die Zeit noch ein wenig zu entspannen, atme konzentriert, um den Druck zu mindern.

  1. Auf Fragen vorbereitet sein

Hör dir die Fragen an, zeige Interesse mit einer offenen Einstellung und sei bereit für den Dialog. Zeige Gelassenheit und Aufmerksamkeit, es hilft dir überzeugend zu antworten. Antworte nicht sofort.

Gib dir die nötige Zeit zum Überlegen, um dann strukturiert zu antworten.

Wenn nötig, formuliere die Frage noch einmal mit deinen Worten und versichere dich somit, richtig verstanden zu haben. Nimm eine engagierte Haltung ein, also den Körper nach vorne geneigt in Richtung des Fragestellers.

Fragen zu akzeptieren zeigt, dass du dein Thema beherrschst. Daher brauchst du nicht defensiv eingestellt zu sein.  Eine Frage ist sehr oft ein Anliegen nach weiteren Informationen oder eine Überprüfung zu einem Punkt, den du dargelegt hast.

  1. Sei du selbst

Habe Vertrauen in dich und mach dir eine Freude. Ja, du hast richtig gelesen. Siehe diesen Redebeitrag nicht als eine Machtprobe an, sondern als ein Spiel, zwar ein komplexes aber eines, über das du eine gewaltige Freude empfindest, wenn alles vorbei ist. Diese Sachlage löst viel Energie aus, die du in dir nicht vermutet hättest. Es ist vergleichbar mit einer Theateraufführung. Die wichtigste Arbeit besteht in der Vorbereitung. Ab dem Moment wo du auf der Bühne stehst, wirst du wahre Freude empfinden.

 

Ich hoffe, ich konnte dir mit diesen neun Tipps zum Thema „als Ehrenamtlicher selbstbewusst vor Publikum reden“ ein wenig Gewissheit vermitteln, die du nutzen kannst. Ich werde in meinen nächsten Newsletter weitere Vorschläge zu diesem Thema ausführen. Du kannst dich über diesen Link, kostenfrei für meinen Newsletter abonnieren und erhältst zusätzlich mein E-Book „10 Ratschläge, um deine Motivation zu steigern“.

 

Bild: www.unsplash.com  (Miguel Henriques)

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