Deine Rede in 10 Schritten schreiben

Deine Rede in 10 Schritten schreiben

Du bist seit einiger Zeit in deinem gemeinnützigen Verein engagiert. Du arbeitest motiviert an Projekten, hast bereits viele Erfahrungen gesammelt und dabei dein Wissen und deine Kompetenzen erweitert. Dann pass jetzt auf, was auf dich zukommen wird, damit du dich vorbereiten kannst: Du wirst früher oder später gebeten, eine Rede vor Publikum zu halten.

Vor der Öffentlichkeit reden ist für einen Großteil von Freiwilligen eine wahre Herausforderung. Die Aussage von Jerry Seinfeld in einer seiner Comedyshows hat klar auf den Punkt gebracht, wie sich viele Ehrenamtliche fühlen, wenn sie eine Rede vor Publikum halten sollen. Er sagte:

„Eine Studie fand heraus, dass die größte Angst der Menschen das öffentliche Sprechen ist. Nummer zwei ist der Tod. Der Tod liegt auf Platz zwei. Klingt das für dich normal? Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass Leute mit Redeangst lieber im Sarg liegen würden, als dass sie auf einer Beerdigung die Grabrede halten müssten. “

Das ist ungefähr so, als würdest du an einem See spazieren gehen und eine Frau kommt schreiend auf dich zugelaufen und fordert dich auf, jemanden vor dem Ertrinken zu retten. Dabei hast du nie schwimmen gelernt.

– Haben Sie Angst? – Wie viel brauchen Sie?

Erhard Horst Bellermann

Angst ist der Weckruf der Weisen

Eine öffentliche Rede halten schließt eine ganze Reihe von Ängsten ein. Die Angst, …

  • einen Fehler zu begehen,
  • beurteilt zu werden,
  • entlarvt zu werden,
  • zu enttäuschen,
  • nicht bedeutend genug zu sein,
  • vor dem Druck,
  • seine Angst zu zeigen, das ist dann ein Teufelskreis.

Es gibt aber eine gute Nachricht. Eine öffentliche Rede halten ist nicht so schwierig, wie es scheint. Es ist wie beim Schwimmen lernen. Es gibt einige Regeln, Tipps und Ratschläge zu berücksichtigen. Sie zu beherrschen ist die Basis, die dich überzeugt, ins tiefe Wasser zu schwimmen. Weiter unten findest du 10 Schritte, die dich auf die Bühne bringen.

Wenn man weiß, was wichtig und was unwichtig ist, dann macht man in seinen Reden keinen Fehler.

Lü Bu We

Du hast nichts zu verlieren, außer deine Angst

Du fragst dich jetzt vielleicht, wieso ich behaupten kann, dass eine öffentliche Rede halten nicht so schwierig ist? Ganz einfach! Ich bin auch durch diese Ängste gegangen.

Nachdem ich meine erste öffentliche Rede gehalten hatte (du kannst es hier nachlesen) – für mich waren es peinliche Momente – überkamen mich genau diese Ängste auch. Ich stellte mir vor Auftritten ständig Fragen wie …

  • Finde ich die richtigen Worte?
  • Stimmt meine Körpersprache mit meiner Rede überein?
  • Komm ich ins Stottern?
  • Werde ich von einem Blackout überrascht?
  • Hoffentlich bemerkt niemand meine zitternden Hände.
  • Werde ich mich wieder bloßstellen?

Bereits die Angst im Vorfeld, dass einem etwas davon passiert, macht es umso wahrscheinlicher.

Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen

Dietrich Bonhoeffer

Reden schreiben ist was anderes als Reden vortragen

Da mir sehr schnell bewusst wurde, dass ich als Ehrenamtlicher an öffentlichen Reden nicht vorbeikomme, habe ich den Stier bei den Hörnern gepackt. Ich habe mir Vorträge angesehen, erstklassige Redner beobachtet, Seminare besucht, Bücher gelesen und mir einen Mentor gesucht.

Das hat mir sehr geholfen, mich weiterzuentwickeln und mit der Zeit Schritt für Schritt, meine Ängste abzubauen.

Da meine erste öffentliche Rede eine Präsentation über ein technisches Thema war, das ich beherrschte, glaubte ich, dass es einfacher ist, großartige Reden zu schreiben, als die Rede tatsächlich zu präsentieren. Teilweise stimmt das, weil beim Schreiben meine Hände nicht zittern, ich keine Schweißausbrüche erlebe oder meine Stimme nicht versagt.

Über die Jahre stellte ich aber fest, dass das richtige Vorbereiten einer Rede sehr wichtig ist. Es gibt mir ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen für meine Auftritte. Damit du dir deinen Bammel vor dem nächsten Auftritt vermindern kannst, findest du hier 10 Schritte, wie du deine öffentlichen Reden vorbereitest: 

Schreiben ist wie reden, nur bleibt dabei mehr Zeit zum Denken

Eberhard Schuy

10 Schritte um deine nächste Rede zu schreiben

1. Fixiere dich auf dein Publikum

Bei deiner nächsten Vorbereitung einer Rede fokussier dich auf dein Publikum. Du bist nicht der Nabel der Welt, wenn du auf der Bühne stehst. Jeder gute Redner kümmert sich mehr um sein Publikum als um sich. Das zu akzeptieren fällt dir nicht leicht, wenn du unter Redeangst leidest.

Wenn du dich voll und ganz auf deine Zielgruppe konzentrierst, wirst du feststellen, dass du dir damit einen großen Gefallen tust. Du weißt, wer vor dir sitzt, was sie interessiert, welche Vorkenntnisse sie haben, welche Probleme sie bedrücken usw. Somit kannst du dir Möglichkeiten erarbeiten, wie du deine Informationen einprägsam und relevant für dein Publikum verfassen kannst.

2. Bereite deine Beziehung vor

Profitiere davon, dass du weißt, wer deine Zuhörer sind, um eine Beziehung mit ihnen aufzubauen. Das, was du vermittelst kannst du so gestalten, dass es sie interessiert, einbindet und aktiviert. Du solltest aber auch eine Beziehung zu deinem Inhalt aufbauen. Es fällt dir dann leichter, deine Informationen für deine Zuschauer anschaulicher zu erklären.

Wer eine Beziehung eingeht, muss danach darauf achten, dass die Beziehung nicht eingeht

Sarah Razak

3. Such dir ein interessantes Thema für deine Rede aus

Dabei soll das Thema nicht nur dich interessieren, sondern auch dein Publikum. Das Thema deiner Rede sollte nicht zu umfassend ausgeführt werden. Es sollte sich auf das Wesentliche konzentrieren. Durch kurze Reden und treffende Formulierungen ist dir die Aufmerksamkeit deiner Zuhörer gewiss. Im Ehrenamt ist es wichtig, dass deine Rede nicht Achtung hervorrufen, sondern etwas bewirken soll.

Der Köder muss dem Fisch gefallen, nicht dem Angler

Helmut Thoma

4. Bestimme den Zweck deiner Rede

Im Ehrenamt wendet man hauptsächlich folgende fünf Redezwecke an:

–              informieren,

–              überzeugen,

–              unterhalten,

–              inspirieren,

–              loben.

Verwechsele nicht Thema und Zweck deiner Rede. Auf die Frage: „Was bezweckst du mit deiner Rede?“ kommt sehr oft die Antwort „Ich rede über die Vor- und Nachteile von …“ „Nein, das ist das Thema. Was ist der Zweck?“ Du erkennst den Unterschied? Wenn du dir über deinen Zweck im Klaren bist, kannst du genau die richtigen Informationen sammeln, um zu erreichen, dass dein Publikum dir zuhört.

5. Beherrschst du dein Thema?

Es ist ideal, wenn du dein Thema aus dem Effeff kennst. Es baut mit Sicherheit dein Selbstvertrauen auf. Andernfalls musst du Zeit für breit gefächertes Recherchieren einplanen. Hier ist darauf zu achten, keine widerrechtliche Übernahme von Texten, Bildern usw. ohne Kenntlichmachung der Quelle zu verwenden.

Er behandelte das Thema erschöpfend. Zahlreiche Zuhörer schliefen ein

Markus M. Ronner

6. Brauche ich visuelle Unterstützung?

Dies ist eine Frage, die du dir zu Beginn deiner Redevorbereitung stellen solltest. Das hängt von vielen Bedingungen ab: von der Redezeit, von den räumlichen Gegebenheiten, beherrschst du PowerPoint usw. Wenn du ohne visuelle Unterstützung auskommst, ist das eine einzigartig kraftvolle Form der Präsentation, da die Aufmerksamkeit des Publikums vollständig auf dich gerichtet ist.

Wenn sie wohlüberlegt und relevant sind, können Folien oder andere visuelle Elemente eine Präsentation enorm bereichern – egal ob es sich um Fotos, Video oder das allgegenwärtige PowerPoint handelt.

7. Sei authentisch

Die von dir gewählten Worte müssen für dich ursprünglich sein. Es müssen Worte sein, die du im wirklichen Leben auch verwendest. Alles, was du auf der Bühne sagst, sollte damit übereinstimmen, wie du dich im Alltag ausdrückst.

Du bist souverän, sobald du authentisch bist. Du bist authentisch, sobald du weißt wer du bist und was du willst.

René Esteban Jiménez

8. Achte auf Emotionen

Deine Rede sollte auch den emotionalen Zustand deines Publikums widerspiegeln. Du kannst dich sicher an mindestens einen Vortrag erinnern, bei dem Redner und Zuhörer emotional einfach nicht „auf einer Linie“ waren. Typische Beispiele sind unangemessener (und, oft schlecht gespielter) Humor in der Rede des Chefs auf der Weihnachtsfeier.

Weil gefühlsbetonte Sprache so schlagkräftig ist, ist es wichtig, sicherzustellen, dass die von dir verwendeten Wörter in die emotionale Hülle deines Publikums passen. Verwende Wörter, die die Zuhörer zu dem Schluss führen, dass Dinge passieren werden, das Leben aufregend ist oder Fortschritte eintreten werden. Je klarer du bist, desto glaubwürdiger wirkst du. Menschen sehnen sich nach Führung. Demonstriere sie und du kannst nicht anders, als eine kraftvolle, unvergessliche Leistung abzuliefern.

Nur wer Emotionen wecken kann, beherrscht die Kunst der Motivation

Rainer Karius

9. Sorge für einen klaren Aufbau deiner Rede

Eine gute Rede sollte mit der Einleitung beginnen, auf die der Hauptteil und der Schluss folgen. Da dies ein sehr wichtiger Punkt beim Reden vorbereiten ist, gehe ich hier besonders darauf ein.

  • Du beginnst mit der Einleitung, die in der Regel nur 10 bis 15 Prozent der gesamten Redezeit beträgt. Bei deiner Eröffnung geht es erst mal darum, die Aufmerksamkeit und das Interesse deines Publikums zu erlangen. Hier steht dir eine ganze Palette von Möglichkeiten zur Verfügung. Anschließend erklärst du den Zweck deiner Rede und lieferst gute Gründe zum Zuhören. Du schließt die Eröffnung ab mit einer Vorschau deiner Hauptgedanken, die in deiner Rede erörtert werden.
  • Die wahre Information deiner Rede befindet sich im Hauptteil. Obwohl es keine magische Zahl dafür gibt, wie viele Hauptpunkte eine Rede haben sollte, sind sich Experten im Allgemeinen einig, dass je weniger Hauptpunkte, desto besser. Das hängt natürlich von der Redezeit ab. Ideal sind drei Hauptpunkte. Die sind für die Zuhörer viel leichter zu merken als fünf oder sogar zehn. Wenn du drei Hauptpunkte vorträgst, kannst du jeden mit Beispielen, Statistiken, Storys oder anderen Formen der Unterstützung entwickeln.
  • Dein Redeabschluss soll in den Köpfen deiner Zuschauer hängen bleiben. Daher ist er so wichtig. Deine Schlussfolgerung ist die letzte Chance, deine Ideen an dein Publikum zu bringen. Das Erste, was zu einem guten Abschluss beiträgt, ist das Ende deiner Rede zu signalisieren. Der zweite Schritt besteht darin, die wichtigsten Punkte deiner Rede noch einmal Revue passieren zu lassen. Der dritte Teil ist im Wesentlichen der letzte Gedanke, den deine Zuhörer haben sollen, wenn du aufhörst zu reden. Hier eignet sich eine Handlungsempfehlung auszusprechen.

Seichte Redeflüsse münden im Wörter-See

Erhard Horst Bellermann

10. Bereite dich auf Fragen vor

Wenn eine Fragerunde im Anschluss an deine Rede vorgesehen ist, dann heißt es dich gut darauf vorbereiten. Hier bietet sich dir eine fantastische Gelegenheit zur späten Überzeugung deines Publikums. Wenn du es fertig bringst, die Situation mit Stil, Fachwissen, einem besonnenen Kopf, Geduld und ein wenig selbstironischem Humor hinzukriegen, ist dir Glaubwürdigkeit und Autorität in Bezug auf das Thema sicher.

Es gibt keine dummen Fragen. Es gibt auch keine dummen Antworten. Nur passen Frage und Antwort oft nicht zueinander

Annette Amstutz

Eine Rede halten mag zunächst wie eine einschüchternde Aufgabe aussehen. Wie du in diesem Artikel gesehen hast, es ist alles eine Frage der Planung und Überlegung. Benutze diese 10 Schritte, wende jeden einzeln an und du wirst staunen, wie leicht es sein kann.

Wenn einer ohne Manuskript eine brillante Rede hält, gibt es immer wieder Leute, die glauben, man müsse sich lediglich nicht vorbereiten, um ein brillanter Redner zu sein

Peter Hohl

Wenn dich weitere Informationen zu diesem Thema interessieren, schlage ich dir vor, dich hier kostenlos für meine Tipps und Ratschläge anzumelden. Du erhältst für deine Einschreibung in meinen E-Mail-Verteiler als Gegenleistung mein E-Book „15 Tipps, wie du als Ehrenamtlicher souverän vor Publikum redest!“ Bei Interesse deinerseits, hier geht es zur Einschreibung.

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2 Gedanken zu „Deine Rede in 10 Schritten schreiben

  1. Moien,
    ech schreiwen mol eng Kéier hei ënnendrenner.
    Wann et virkënnt,dass ech viru Leit wëll oder soll schwetzen,bereeden ech mer meng Ried op engem Pabeier vir.
    Ech hun lo nie eng wichtech Ried gehal,mee virun ville Leit hun ech schon öfters geschwat.Dorun hun ech mech mat de Joren gewint.
    Haut denken ech net mi driwwer no wat d’Zuhörer kéinten iwwer mëch denken .
    Fir mëch ass et wichtech wat ech de Leit wëll soën an wéi .
    Fir de Fuedem net ze verléieren man ech mer eng Lëscht mat Stëchwierder.
    Dann kucken ech nie op bestëmmten Leit di do sëtzenn,mee op dat Ganzt.
    Dat ass fir mëch dann vill mi einfach.Mat Chance kënnt et vir ,dass Scheinwerfer do sin ,duerch déi een sai Publikum iwerhapt net kann gesin.😅
    Ech konzentréieren mëch op mëch an op dat wat ëch wëll vermëttelen.Wann do een derbai géing aschlofen,dann ass di Persoun op di falsch Plaaz nolauschteren komm.
    Dat klengt vlaicht agebild wat ech grad schreiwen,awer et ass mer wierklëch zimlēch egal.
    Sin ech sälwer Zuhörer ass et mer suguer sympatësch ,wann ech gesin ,dass de Riedner e bëssen opgereegt ass,wëll dat mer seng Mënschlëchket weist.
    Schlussendlëch ass och de Riedner e Mënsch an net perfekt.
    Wann ech mëch virbereed hun,mer Méi gin hun ,alles gesot hun wat ëch wollt soën,dann ass et fir mëch an der Rei.
    Wem et net gepasst huet,ageschlof ass ,sëch gelangweilt huet oder nach vlaicht eng provokant Fro gestallt huet,ma di Leit si mer egal an ech halen op mëch dono dauernd ze froën ob dat lo meng Schold wor.
    Ech froën léiwer dono eng Persoun aus dem Publikum an déi ëch Vertrauen hun ,wat së iwwert mai Speech geduecht huet an deemno versichen ech et di nächsten Kéier besser oder aneschters ze man.
    Dat ass wat ëch man.
    Är Rotschléi sin all gutt ze gebrauchen an Dir hutt och bestëmmt waitaus méi Erfahrung wat dat Thema ubelaangt an wuel och méi important Saachen virun méi héich placéierten Leit ze vermëttelen wi ech,do ass dann en Ennerscheed an et wier mer dann och méi mulmëg.😁🤔

    1. Merci fir deen ausféierlechen Kommentar

      Deem do ass net mi vill bäizefügen.

      – Et ass richteg, d´Virbereedung ass immens wichteg.
      – Eng Lescht mat Stéchwierder gëtt engem Vertrauen, dass ee kee Blackout mëscht.
      – An de Raum kucken weist dem Publikum dass si der Riednerin wichteg sinn.
      – Konzentratioun ass en Zeechen, dass een dat wat ee mëscht seriö mëscht.
      – Genau, et kann een net jidderengem et gerecht maachen. Wa vereenzelt Leit do sinn déi entschlofen, dann ass dat hire Problem.
      – Eng gewësse Nervositéit gehéiert zu all Optrëtt, ob viru wéineg oder ville Leit
      – Et stemmt: et gëtt keng perfekt Ried!
      – Feedback froen bei Leit di objektiv äntweren ass eng ganz gutt Astellung. Matt Kritik eens ginn ass eng aner Saach.
      Wat ech fir mech duerno ëmmer maachen, ass eng Evaluatioun vun deem Ganzen. Wat huet gutt geklappt, wat manner, wat guer net, wat kann ech änneren. Ech hu mir do eng Checklëscht gemaach di ech duerchginn.

      Zum Schluss nach wat d´Mulmechkeet ugeet, dat Gefill hunn ech am Fong ëmmer. Dat gehéiert bei mir dozou. Duerno kann ech d´Satisfaktioun dann esou richteg genéissen.
      Léif Gréiss,
      Charles

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