12 Dinge, die ich gerne gewusst hätte, bevor ich anfing vor Publikum zu reden

12 Dinge, die ich gerne gewusst hätte, bevor ich anfing vor Publikum zu reden

Hast du dich jemals gefragt, wer diese „Experten“-Redner sind, die du bei Auftritten, Vorträgen oder auf Konferenzen bewunderst?

Hast du dabei auch gedacht: Wow, ich könnte niemals so klug, ruhig, witzig, geistreich, höflich oder sonst etwas auftreten.

Du musst nicht brillant, humorvoll oder selbsterklärend sein, um Erfolg zu haben. Vertrau mir, dein Publikum erwartet keine Perfektion (das ist bereits ein erster wichtiger Tipp, den ich gerne früher gewusst hätte).

Eine erfolgreiche öffentliche Rede ist keine perfekte Rede, sondern eine Rede, die das Publikum überzeugt.

Deine nächste Frage könnte lauten: Wie sind diese Spezialisten in eine solche Position gekommen und wie kann ich dorthin gelangen?

Hier kommt eine gute Nachricht: Reden vor Publikum kann man lernen! Ja, es ist möglich, angstfrei eine gute Rede zu halten, auch wenn einem diese Fähigkeit nicht angeboren ist. So wie in meinem Fall.

Mein erster öffentlicher Vortrag ging völlig schief. Aber ich wollte es wissen, frei nach Gerd W. Heyse: „Er sagte: Jetzt will ich es wissen. Als er es wusste, sagte er: Wenn ich das gewusst hätte…“

In den darauffolgenden Jahren habe ich mich bemüht und viel hinzugelernt. Dieser Artikel widmet sich dem, was ich vor meinem ersten Auftritt vor Publikum gerne gewusst hätte.

Egal, ob du gerade erst mit deiner Reise in die Welt des öffentlichen Redens beginnst oder einfach nur einen klugen Rat von jemandem suchst, der das schon einmal erlebt hat… lies weiter!

Wer damals schon gewusst hätte, was er heute weiß, weiß heute, dass er das auch damals schon gewusst hätte.

Willy Meurer

1. Du bist nicht so wichtig

Halt! Stopp! Bevor du mich jetzt wegklickst, lass es mich erklären. Denn die Wahrheit ist, dass es eine der befreienden Wahrheiten über dich selbst ist.

Vor meinen ersten öffentlichen Auftritten hatte ich wirklich Angst davor, vom Publikum verurteilt zu werden. Und wie du dir vorstellen kannst, hat es meine ohnehin schon nicht ganz so tollen Präsentationen noch schlechter gemacht.

Als Konsequenz darauf ging ich zu einem mir bekannten Redetrainer. Ich erklärte ihm, dass ich einfach nicht aus dem Kopf bekomme, wie sehr ich dachte, die ganze Zeit würde jeder über mich urteilen. Seine Antwort werde ich nie vergessen, denn ich fühlte mich beleidigt.

Charles, so wichtig bist du nicht!

Nachdem ich mein Ego wieder unter dem Teppich hervorgeholt hatte und meinem Trainer die Zeit gab, sich zu erklären, erkannte ich den Sinn.

„Jeder von uns ist auf seiner eigenen Reise und versucht, sich in dieser verrückten Welt zurechtzufinden. Die Chancen stehen also gut, dass die Menschen, von denen du befürchtest, dass sie dich verurteilen, dir nicht einmal die nötige Aufmerksamkeit schenken.“

Diese Aussage leuchtete mir ein und half mir sehr.

Hier mein Tipp: Die Meinungen derer, die über dich urteilen, sollten dir egal sein. Es sollte dir wichtig sein, was andere über dich denken – aber nur die RICHTIGEN Leute.

Warum sollten wir uns Sorgen darüber machen, was andere über uns denken? Haben wir mehr Vertrauen in ihre Meinung als in unsere eigene?

Brigham Young

2. Stell dein Publikum an die erste Stelle

Es geht nicht um dich!

Deine Zuschauer stehen im Mittelpunkt. Sie hören dir zu, sehen dich an, fühlen was du vermittelst.    

Wir haben alle Redner erlebt, die nicht die Einblicke liefern, die wir erwartet haben, die nur verkaufen wollen oder die einfach nur langweilig sind.

Es gibt auch Redner, die ihre Auftritte als „Shows“ oder „Gigs“ beschreiben. Nein, wir sind keine Rockstars. Aber wenn du dem Publikum etwas Besonderes und Unvergessliches bieten kannst, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass du Erfolg hast.

Dein Publikum besteht größtenteils aus normalen Menschen. Leute, die sich für dein Thema interessieren, sonst wären sie nicht dein Publikum – aber höchstwahrscheinlich andere Dinge im Kopf haben. Deine Zuschauer möchten, dass du sie befreist. Sie sind gekommen, um etwas zu erleben. Sie wollen:

–             gebildet werden

–             unterhalten werden

–             begeistert sein

–             mitmachen.

Ich wünschte, ich hätte früher gewusst, wie wahr das ist.

Je realer, authentischer und freier du bist, desto mehr erlaubst du deinem Publikum, real, authentisch und frei zu sein. Sie wollen dir ihre Energie geben, aber du musst dabei helfen, sie freizusetzen.

Ob einer klug ist oder dumm, entscheidet meist das Publikum

Erhard Horst Bellermann

3. Denk an den Veranstalter

Berücksichtige die Person oder das Komitee, die für die Organisation verantwortlich ist. Ich habe lange Jahre nicht gewusst, wie wichtig ein guter Kontakt zu diesen Leuten ist.

Trau dich direkt mit jemandem vom Veranstalter zu sprechen. Diese Leute sind in der Regel recht großzügig mit Ratschlägen und Tipps. Scheue dich nicht zu fragen, nach dem Programm, dem Ablauf, den Räumlichkeiten, dem Publikum und anderen Themen, die dir wichtig scheinen.

Wenn du an einer Konferenz teilnimmst, stehen vielleicht andere Fragen im Raum. Wer sind die anderen Redner? Welche Themen behandeln sie? Gibt es im Anschluss eine Frage/Antwort-Session?

Gute Kontakte sollte man pflegen, sonst geht irgendwann gar nichts mehr

Manfred Pfeiffer

4. Schreibe jedes Wort deiner Rede auf

So, jetzt geht es an die Umsetzung.

Wenn du eine Rede hältst, schreibe diese vorher nieder. Übe jedes Wort. Schieb sie hin und her. Mach dir keine Sorgen darüber, dass du es so genau wiedergibst, wie du es geschrieben hast. Du wirst es nicht tun.

Aber die Tatsache, dass du das Material so gut beherrschst, ermöglicht es dir, neue Ideen und Ereignisse in Echtzeit einzubringen, so wie du es für richtig hältst. Ich habe das nicht gewusst. Daher hielt ich zu viele schlechte Vorträge, weil ich aus dem Stegreif geredet habe.

Es ist einfach, dem eigenen Gedankengang zu folgen. Die Geschichte, die du erzählst, das Argument, das du vorbringst, die Formulierung, die du gewählt hast, alles ergibt vollkommen Sinn. Für dich.

Jemand anderes, der nicht so denkt wie du, könnte den Faden verlieren. Um diese verwirrenden Passagen zu erkennen oder klobige oder unelegante Texte zu erkennen, ist es hilfreich, dich auf die Wörter auf dem Blatt oder Bildschirm zu konzentrieren.

Die einfachste Lösung für die meisten Menschen besteht darin, ihren Text laut vorzulesen. Einiges davon wird verwirrend, schwer verständlich, langweilig oder sich wiederholend sein. Vielleicht überspringst du diese Stellen, wenn du den Text noch einmal kurz und leise vorliest, aber sie werden auffallen, wenn du laut darüber stolperst.

Du solltest kurze Sätze und einen einfachen Satzbau bevorzugen. Wenn ein Satz, wenn er laut gesprochen wird, immer weiter zu laufen scheint – mit zu vielen Kommas, Untersätzen und eingepferchten Ideen – wird das für jemanden, der laut vorliest und genau zuhört, offensichtlich sein, und es wird auch für jemanden offensichtlich sein, der ein Auge auf all diese heiklen Elemente hat und es versteht, zu vereinfachen, um dem Zuhörer zu helfen und die Dinge prägnant zu halten.

Lese den letzten Satz noch einmal, entweder laut oder mit aufmerksamem Auge. Schreit er nicht danach, gelöscht zu werden?

Schreibe, wie du redest, so schreibst du schön

Gotthold Ephraim Lessing

5. Hol dir Rat und Unterstützung

Es kann alles beängstigend und entmutigend sein. Aber du bist auf jeden Fall fähig, deine Darbietung vorzutragen. 

Bitte einen Redner, den du bereits bewunderst oder den du besser kennst, um Unterstützung oder Anleitung. Engagiere dich bei Meetings, Veranstaltungen oder in Gremien, um ein tieferes Verständnis des Prozesses zu erlangen. Übe deinen Auftritt mit Kollegen oder Freunden.

Es gibt viele Leute, die bereit sind, dir zu helfen. Und das ganze Erlebnis kann erhellend für dich sein. Die Wahrheit ist, dass das Einzige, was dich zurückhält, wahrscheinlich du selbst bist.

Aber denke daran, wir leben in einer Welt, in der diejenigen, die Erfolg haben, nicht unbedingt die Besten sind, sondern manchmal nur die Lautesten.

Wir brauchen mehr von den Besten, auch wenn sie nicht laut sind

Charles Brück

6. Entscheide, was du von deiner Präsentation erwartest

In einer gemeinnützigen Organisation sind es sehr oft folgende Zwecke:

  • neue Spender zu gewinnen,
  • ein neues Projekt vorzustellen,
  • eine Dankesrede zu halten,
  • neue Interessenten überzeugen,
  • vor Sponsoren die Werbetrommel rühren.

Manchmal geht es darum, positives Feedback und Bestätigung von einem Raum voller Fremder zu bekommen. Oder es geht darum, ein Team zu motivieren. Was auch immer es ist, mach dir im Vorfeld klar, welche Ergebnisse du anstrebst, und stell sicher, dass diese in allem, was du tust, verankert sind.

Okay, das hättest du eigentlich fragen sollen, bevor du überhaupt mit dem Entwurf begonnen hast.

Eine der Hauptursachen für lauwarme, inhaltslose und verschlungene Texte ist das Fehlen eines klaren Zwecks. Stell vor allem sicher, dass du verstehst, wer deine Zielgruppe ist und was das Ziel deiner Botschaft ist – sind es Einnahmen, Petitionsunterschriften, Klicks, Unterstützung oder irgendetwas anderes.

Du kannst deinen Text nicht effektiver oder ansprechender gestalten, wenn du kein klares Gespür für deinen Zweck hast.

Wer übers Wasser gehen will, braucht ein Wunder oder etwas Unterstützung

Brigitte Fuchs

7. Halte die gleiche Rede so oft wie möglich

In meiner Anfängerzeit habe ich jede Rede nur einmal gehalten. Ein riesiger Fehler. Ich habe es nicht besser gewusst.

Du musst deinen Zuhörern nicht immer wieder neue, unterhaltsame Rede gönnen. Das ist nicht der Punkt.

Es geht darum, dich zu verbessern. Die besten Redner, die du jemals sehen wirst, werden dich glauben lassen, dass sie ihr Material zum ersten Mal vortragen. Aber in Wirklichkeit haben sie die Rede schon Dutzende – wenn nicht Hunderte – Male gehalten. Es sieht frisch aus, weil sie professionell genug sind, um zu proben.

Wiederholen alter Lektüre ist der sicherste Probierstein gewonnener weiterer Bildung

Friedrich Hebbel

8. Gewusst wie: Probe im Stehen

Früher habe ich meine Rede nur im Kopf geprobt. Ich mache immer noch viel Visualisierung, bevor ich spreche. Ich gehe das Ganze im Kopf durch. Aber ich probe die körperlichen Bewegungen auch im Stehen. Das Üben im Stehen und das Durchführen der Gestik und Mimik stärkt das Nervensystem. Es macht es auch viel einfacher, sich die Rede zu merken.

Übrigens, du hältst deine Rede auf der Bühne auch im Stehen.

Man lernt nicht im Sitzen, auf eigenen Beinen zu stehen

Fritz-J. Schaarschuh

9. Zeichne deine Rede auf

Lass deinen Auftritt von jemandem aufzeichnen. Das Anschauen nachher wird ein wenig schmerzen.

Früher hasste ich es, meine aufgenommene Stimme zu hören, aber auch meine „Ähs“ und „Öhs“, genauso wie meine ungeschickte Körpersprache anzusehen.

Wenn du jedoch wissen möchtest, wie deine Rede bei deinem Publikum ankam, musst du sie aufzeichnen. Ich nehme meine Reden bereits auf, bevor ich sie halte. Normalerweise benutze ich dafür mein Smartphone, damit ich es auf meinen Computer übertrage und später ansehen und anhören kann.

Wer großzügig über etwas hinwegschauen will, sollte es sich vorher genau anschauen

Karl Feldkamp

10. Deine Körpersprache ist genauso wichtig wie deine Worte

Wie sicher ein Sprecher ist, kannst du immer an seinen Bewegungen erkennen. Unsichere Sprecher bedecken ihre Genitalien mit beiden Händen (ich weiß, ich weiß, aber es ist wahr). Oder es fällt ihnen schwer herauszufinden, was sie mit ihren Armen machen sollen. Sie halten ihre Arme wie ein Tyrannosaurus Rex vor sich.

Es dauerte lange, bis ich lernte, mit den Armen an den Seiten zu stehen. Es hat auch lange gedauert, bis ich herausgefunden habe, wo ich auf einer großen Bühne sein und was ich mit mir anfangen sollte. Alles ist alles eine Frage der Übung.

Sich die Aufzeichnungen von eigenen Auftritten anschauen, wirkt Wunder.

Das Schweigen, die Körpersprache und im Allgemeinen jede Geste können interpretiert, aber nicht durch Worte ersetzt werden

Gjergj Perluca

11. Ich habe nicht gewusst, dass herumhängen wirkt

Als introvertierter Mensch war ich immer froh, mich nach meinem Auftritt schnell zurückzuziehen und die eingekehrte Ruhe zu genießen.

Bis mein Vorgesetzter mir den Mehrwert vom nachher Herumhängen erklärte. Wenn du dir Zeit nimmst und vor Ort bleibst, kannst du viel lernen.

Du kannst

  • anderen Rednern zuhören
  • intensiveren Kontakt mit dem Veranstalter aufnehmen
  • verfolgen, was andere Leute zu sagen haben
  • viel über das Reden lernen
  • Neues über die Kontakte lernen, mit denen du dich unterhältst
  • mit Zuschauern netzwerken

Je weniger Likes ein Kommentar in einem sozialen Netzwerk hat, desto höher ist sein Gehalt an Wahrheit!

Dirk Brotberg

12. Feedback hilft weiter

Es gibt Konferenzen, wo der Veranstalter automatisch Feedback sammelt. Das habe ich auch lange Zeit nicht gewusst. Daher frage den Organisator danach. Sollte dies nicht der Fall sein, versuche selbst eine eigene Feedback-Umfrage durchzuführen.

Es kann mühsam sein, sie durchzulesen, aber du bist ein unzuverlässiger Erzähler deiner eigenen Geschichte. Manchmal ist die einzige Möglichkeit, herauszufinden, was funktioniert hat und was nicht, dieses Feedback.

Nimm es trotzdem nicht persönlich. Egal wie großartig du bist, es wird immer eine Person geben, die dich hasst.

Wer damals schon gewusst hätte, was er heute weiß, weiß heute, dass er das auch damals schon gewusst hätte

Willy Meurer

Schlusswort

Viele von uns haben eine Geschichte zu erzählen. Wir verfügen über Erfahrungen, Erkenntnisse, Kompetenzen und Qualitäten, die anderen helfen können, ihre Lebensziele zu erreichen. Das kann sein in einem Fachgebiet, deinem Beruf, in deiner gemeinnützigen Organisation oder einfach im Leben im Allgemeinen.

Für viele ist der Wunsch zu helfen, immer im Hinterkopf. Wir überlegen uns oder werden gefragt, vor einer Menschenmenge aufzutreten, um unsere Ideen, Missionen, Produkte oder Projekte durch einen Vortrag zu teilen.

Heute hat jeder die Möglichkeit sich ausgewählte Redner anzusehen oder anzuhören und das von überall. Probiere es mal hier aus.

Abschließend noch ein letzter Tipp, den ich auch gerne viel früher gewusst hätte:

Um zu lernen, wie man eine Rede hält, muss man eine Rede halten. Und dann die nächste und dann die nächste und dann …

Charles Brück

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