Trenne dich von diesen Worten oder Sätzen
Deine Erfahrung und deine Fähigkeiten reichen nicht immer aus, um dich vertrauenswürdig darzustellen. Tatsächlich beruht deine Glaubwürdigkeit auf einem ausgewogenen Verhältnis zwischen dem, was du sagst und deiner Körpersprache.
Der Spruch „Die Worte, die du sprichst, werden zum Haus, in dem du lebst“ enthält eine große Wahrheit.
Die Worte, die du verwendest, haben eine enorme Wirkung:
- Sie haben die Kraft, dein Selbstvertrauen und deinen Ehrgeiz zu stärken, oder die Kraft, die dir das Gefühl gibt, ängstlich und unangemessen zu sein.
- Die Kraft, einen starken ersten Eindruck zu hinterlassen oder schnell vergessen zu werden.
- Die Macht, Chancen zu schaffen und Türen zu öffnen, oder die Macht, sie zu vernichten oder sie zu schließen.
Verwässerte Worte können eine ansonsten überzeugende Aussage zunichtemachen, indem sie deine eigene Glaubwürdigkeit untergraben.
Ein wichtiger Grund, warum Menschen verwässerte Wörter verwenden, ist, dass sie Angst haben, als „zu stark“ oder „zu direkt“ rüberzukommen. Aber wir brauchen Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit.
Wenn wir eine inspirierende und einladende Sprache wählen, die unsere Zuhörer einbezieht, eröffnen wir Möglichkeiten für tiefere Verbindungen und größere Aktionen.
Rede auf eine Art und Weise, die dein Bestes hervorbringt und dir ein positiveres Gefühl dafür gibt, dass du das tun kannst, was dich inspiriert.
Um Vertrauen aufzubauen, habe ich 15 Ausdrücke identifiziert, die scheinbar harmlos sind. Sie bergen aber das Risiko, deiner Glaubwürdigkeit zu schaden und deine Zuverlässigkeit infrage zu stellen.
1. „Perfekt“
Dieses Wort wird überstrapaziert, denn Perfektion ist ein Mythos. Das Streben nach Perfektion kann unrealistische Erwartungen schaffen, die sowohl beim Redner als auch beim Publikum zu Enttäuschungen führen können, wenn diese hohen Standards nicht erreicht werden.
Das Sprechen über Perfektion kann auch die Authentizität einer Rede untergraben, da es menschlich ist, Fehler zu machen, und das Anerkennen eigener Unvollkommenheiten eine tiefere Verbindung zum Publikum herstellen kann.
Hör auf, das Wort „perfekt“ zu benutzen.
Wer perfekt ist, braucht Hilfe.
Pavel Kosorin
2. „Ganz ehrlich“
Menschen verwenden „in aller Ehrlichkeit“ oder „ganz ehrlich“, um Aufrichtigkeit auszudrücken, obwohl dies auch als das Gegenteil interpretiert werden kann. Das Publikum geht davon aus, dass es deine Absicht ist, die Wahrheit zu sagen. Wenn du es wiederholst, wird es sich fragen, warum du ihm deine Ehrlichkeit versichern willst.
Ehrlichkeit – die Mutprobe unserer Zeit.
Rainer Karius
3. „Probleme“
Jeder hat Probleme. Überfordere deine Zuschauer nicht mit weiteren. Besser ist es, du änderst deine Art und Weise, wie du dich ausdrückst. „Das ist eine Horrorvorstellung“, könnte lauten „Das ist eine interessante Herausforderung“.
Diese Herangehensweise vermittelt positive Gefühle dafür, dass deine Zuhörer das tun können, was sie inspiriert, und das ändern, was leidenschaftslos ist.
Jedes gelöste Problem ist einfach.
Thomas Alva Edison
4. „Ist das klar?“
Beendest du eine Intervention mit „Ist das klar?“, führt das zu zwei negativen Wahrnehmungen:
Diese Frage erweckt nicht nur den Eindruck, dass du nicht weißt, wovon du sprichst, sondern stellt auch die Verständnisfähigkeit deiner Zuschauer infrage. Dies ist nicht der beste Weg, Vertrauen aufzubauen.
Um negative Konnotationen zu vermeiden, versuche mit „Haben Sie Fragen?“ zu enden. Diese einfache Umformulierung könnte dich davor bewahren, bei deinem nächsten Vortrag an Glaubwürdigkeit zu verlieren.
Man nehme sich immer die Zeit, eine Frage zu stellen, nicht immer, eine Frage zu beantworten.
Oscar Wilde
5. „Ganzheitlich“
Sei vorsichtig bei diesem Wort. Wenn jemand „ganzheitliche“ Dienstleistungen anbietet, habe ich als Zuschauer meine Bedenken. Niemand kann alles anbieten. Unsere Welt ist so vielfältig, als dass das überhaupt möglich wäre.
Halbe Wahrheiten treten heute gerne im Namen des Ganzheitlichen auf.
Anselm Vogt
6. „Irgendwie“
Der Ausdruck „irgendwie“ ist fast unmöglich zu messen. Es verunsichert deine Zuhörer, weil es die Wirkung deiner Botschaft schwächt. Ein anderer Ausdruck, der die gleiche Wirkung hat, ist „so oder so“.
Küsse per Internet sind irgendwie zu trocken.
Nicolas Nowack
7. „Das wissen Sie vielleicht schon, aber…“
Personen, die ihren Kommentaren diese Aussage voranstellen, verwenden diesen Ausdruck möglicherweise, um bescheiden und versöhnlich zu wirken.
Doch in Wirklichkeit unterstellst du, dass deine Bemerkungen überflüssig und nicht hörenswert sind. Denk nach, bevor du sprichst, und wenn du glaubst, dass jemand weiß, was du sagen wirst, sag es einfach nicht oder besser, präsentiere die Informationen auf eine neue und wirkungsvolle Weise.
Den Menschen macht es nichts aus, eine neue Perspektive auf ein Thema zu hören, mit dem sie sich bereits befasst haben.
Jede Sache hat ihr Aber. Aber das wird oftmals übersehen.
Willy Meurer
8. „Meiner Meinung nach …“
Natürlich möchtest du Meinungsverschiedenheiten anerkennen und andere Standpunkte respektieren. Aber wenn du es übertreibst, kannst du den Eindruck erwecken, dass du dich deiner selbst nicht sicher bist oder zögerst, einen festen Standpunkt einzunehmen.
Sag deinem Nächsten nicht die Meinung, sondern deine Meinung.
9. „Sollte“
Das Wort „sollte“ kann die Entschiedenheit der Aussage schwächen und möglicherweise so interpretiert werden, dass der Sprecher selbst nicht vollständig hinter dem steht, was er sagt.
Dies kann insbesondere in Führungspositionen als Mangel an Überzeugung oder Autorität wahrgenommen werden.
Anstatt also das Wort „sollte“ zu verwenden, benutze das Wort „könnte“ und füge eine alternative Option ein, die deinen persönlichen Wünschen entspricht. Als Beispiel: „Sie sollten alle am Ende dieses Vortrags meinen Flyer mitnehmen“ besser ist: „Sie könnten alle am Ende dieses Vortrags meinen Flyer mitnehmen, oder sie könnten stattdessen diesen QR-Code einscannen.“
Wer redet, wo er schweigen sollte, ist vielleicht taktlos. Aber wer schweigt, wo er reden sollte, ist feige.
Andreas Bechstein
10. „Ich werde es versuchen“
Bist du voll und ganz bereit, wenn du sagst, dass du es versuchen wirst? Vielleicht. Aber dieser Satz erweckt den Eindruck, dass du dich teilweise engagieren wirst oder dass dir das Selbstvertrauen fehlt, die dir gestellte Aufgabe zu erfüllen.
Zu sagen, dass du versuchen wirst, etwas zu tun, ist eine Entschuldigung dafür, es nicht zu tun. Versuch es also nicht. Tu!
Immer ist es besser versuchen, als viel reden.
11. „Ich denke …“
Diese Worte erwecken den Eindruck, dass du zögerlich und unsicher bist, was du sagst – es handelt sich nicht um eine Tatsache, sondern um einen Gedanken. Wenn du weißt, dass du ein fundiertes Argument vorbringst, musst du selbstbewusst und überzeugend sein.
Ich denke, also ich bin. Ich denke nach und ich zweifle.
Manfred Schröder
12. Vermeide Abkürzungen (Akronyme)
Abkürzungen in Reden zu verwenden, kann für deine Zuhörer verwirrend sein, besonders wenn sie mit dem Thema nicht vertraut sind. Sie können eine Barriere für das Verständnis bilden. Es kann das Publikum von der eigentlichen Botschaft ablenken, da die Zuhörer möglicherweise damit beschäftigt sind, sich zu erinnern oder zu erraten, was die Abkürzungen bedeuten.
Um eine klare und zugängliche Kommunikation zu gewährleisten, ist es oft besser, Begriffe beim ersten Gebrauch vollständig auszusprechen und die Akronyme zu vermeiden oder zumindest zu erklären.
Das Glück ist mir selten begegnet, mein Weg hatte zu viele Abkürzungen.
Martina Wichor
13. „Nur“
Vermeide das Wort „nur“ in Reden. Es deutet eine Einschränkung an. Die Bedeutung dessen, was gesagt wurde, wird herabgesetzt.
Es wirkt oft minimierend und kann
- die Kraft deiner Aussage untergraben,
- deine Überzeugungskraft schwächen oder sogar
- eine Entschuldigung andeuten, wo keine notwendig ist.
Indem du auf „nur“ verzichtest, verleihst du deinen Worten mehr Gewicht und lässt die Botschaft selbstbewusster und überzeugender erscheinen. Aus:
„Der Eintritt ins Museum ist nur für Mitglieder kostenlos“ wird
„Der Eintritt ins Museum ist für Mitglieder kostenlos.
Nur wenige können diskutieren. Die meisten streiten nur.
Amos Bronson Alcott
14. „Ich bin kein Experte, aber …“
Wenn du diesen Satz verwendest, untergräbst du sofort dein eigenes Wissen. Indem du versuchst, cool und selbstbewusst zu wirken, bewirkst du tatsächlich das Gegenteil.
Wenn du zu häufig entschuldigende Formulierungen verwendest, kannst du schwach oder zu unterwürfig wirken. Wenn du dich entschuldigen musst, tu es mit Überzeugung.
Im Streit der Experten hat die Wahrheit keine Chance.
Stefan Fleischer
15. Vermeide Anglizismen
Fachspezifischer Jargon kann nützlich sein, wenn du mit anderen Personen in deinem Fachgebiet kommunizierst (z. B. Work-Life-Balance, Brainstorming, Zoomen).
Zuschauer, deren Muttersprache nicht Englisch ist, haben oft Probleme mit der „Corporate Speak“, was uns Redner allen zu denken geben sollte. Fachbezogene Sprache ist hier unnötig – und ausgrenzend! Zudem vermittelt sie das Gefühl, die Wahrheit zu verschleiern.
Da man in der deutschen Sprache neuerdings wohl nicht mehr ohne Anglizismen auskommen will, werden Stirnfalten wohl bald zu »Headlines«!
Willy Meurer
Abschlusstipps
A. Körperhaltung
Neben dem, was du sprichst, muss die Art und Weise, wie du es vermittelst, im Einklang sein.
Deine Haltung, dein Gesichtsausdruck, deine Gestik, deine Mimik, der Raum, den du einnimmst, vermittelt, wie du dich emotional fühlst und wie die Worte aus deinem Mund kommen.
Steh zunächst aufrecht, mit offenem Oberkörper, einem leichten Lächeln im Gesicht und viel Augenkontakt mit den Menschen um dich herum. Das verstärkt deine Präsenz und stellt sicher, dass die Worte, die du sagst, auf eine Art und Weise rüberkommen, dass sie bei jedem, der sie hört, eine optimale Wirkung haben.
Rollmöpse sind Heringe mit schlechter Körperhaltung.
B. Sei kein Schwafler
Wenn du noch nie darüber nachgedacht hast, wie viele Wörter dir bei einem Gespräch über die Lippen kommen, könnte es sein, dass du ein Schwafler bist.
Hier ein kleiner Tipp für Vielredner:
Mach eine Wortdiät! Sprich einfach weniger.
Stell mehr Fragen, um Meinungen einzufangen.
Viel reden und viel sagen ist nicht eins.
Sophokles
C. Benutze die Chrome Erweiterung „Just Not Sorry“
Diese Chrome-Erweiterung warnt dich, wenn du E-Mails mit Wörtern schreibst, die deine Botschaft untergraben. Sie unterstreicht kraftlose Worte, die du verwendest. Probier es aus!
Die Auswahl klarer, kühner und emotional verbindender Wörter hilft dir, dich von anderen abzuheben und Menschen zum Handeln zu bewegen.
Diese 15 Wörter und Sätze sind Gewohnheiten, die deine Kommunikation negativ beeinträchtigen. Mit ein wenig Aufmerksamkeit und Übung kannst du diese Wörter jedoch reduzieren und schließlich eliminieren. Dadurch legst du das Fundament, als vertrauenswürdige/r Experte/in anerkannt zu werden.
Ich hoffe, du nimmst einiges daraus mit.
4 Gedanken zu „Trenne dich von diesen Worten oder Sätzen“
Es gibt noch so einige: ein bisschen (schwanger), usw.
Ja, das stimmt. Aber dieser passt zu 100%. Merci
Lieber Herr Charles Brück. Sie werden wohl eine sehr lange Erfahrung haben im Umgang mit Ihrem Ehrenamt. Ihre Sätze, die wir nicht benutzen sollten sind ja das Ergebnis dieser Erfahrungszeit. Als langjähriger Abhängiger, verblieben mir noch manche Jahre in denen ich in der Suchtberatung tätig war, hauptsächlich in der Telefonberatung. Als Ergänzung zu Ihrem Text, möchte ich hinzufügen, dass Perfektion nicht erstrebenwert ist, da wir alle ein Recht haben, Fehler zu begehen. Ein Wort, das ich seit längerem versuche aus meinem Leben zu verbannen, ist „muss.“ Ich muss überhaupt nichts tun, aber ich möchte es tun. Zu dem Begriff Ratschläge, höre ich sogleich einen meiner früheren Therapeuten sagen: „Ratschläge sind auch Schläge.“ Es sind halt banale Begriffe unserer Umgangssprache, die aber in manchen Bereichen angewandt, negative Eindrücke hinterlassen. Es hat mich gefreut, Kontakt zu Ihnen aufgenommen zu haben, ich hatte noch nicht oft die Gelegenheit mich mit einem Fachmann wie Sie auszutauschen. Herzliche Grüße.
Herzlichen Dank, lieber Herr Ben Schultheis.
Es hat mich gefreut, von Ihnen zu lesen.
Ihren Ergänzungen kann ich vollstens zustimmen. Vielen Dank dafür.
Mit freundlichen Grüßen,
Charles Brück