Warum dein « Warum ich? » so wichtig ist
Kennst du das auch? Du bist in einem Meeting oder in einer Präsentation und stellst dir die Frage: „Soll ich mich jetzt zu diesem Thema äußern?“. Bei mir war das früher der Fall.
- Schweigen war für mich normal, weil ich dachte, dass das, was ich sagen wollte, nicht wichtig sei.
- Ich habe mich zurückgehalten, weil ich der Meinung war, dass niemand mir zuhören wollte.
- Ich meldete mich nicht zu Wort, weil ich Angst hatte, mich zu blamieren.
Hinterher schimpfte ich über mich, aber in dem Moment fühlte ich mich durch Unentschlossenheit oder Selbstzweifel wie gelähmt.
Beim Schimpfen schrumpfen wir.
Andrea Mira Meneghin
Mit der Zeit bemerkte ich, dass dies nicht nur mir, sondern auch vielen anderen Leuten so erging, unabhängig von Alter, Titel oder Erfahrung.
Die Frage, die ich mir damals stellte, war: Wie sollte ich mir vorstellen, vor einer großen Menschenmenge, möglicherweise Hunderten von Menschen, aufs Podium zu steigen und einen Vortrag halten, ohne ohnmächtig zu werden oder vor Entsetzen zu erstarren?
Genau diese Frage stellte ich meinem Mentor vor meinem ersten öffentlichen Auftritt.
Seine Antwort half mir wenig. Sie lautete: „Du stellst die falsche Frage. Deine richtige Frage muss lauten: Warum ich?“.
Die Frage aller Fragen lautet: „Warum ich?“
Im weiteren Gespräch erklärte er mir, dass meine Unsicherheit und mein Zögern durch die richtige Antwort auf obige Frage mir helfen wird, meine Selbstzensur zu überwinden.
Auf seine Frage „Warum du? Warum hältst du diesen Vortrag?“ war meine Antwort folgende. „Ich bin qualifiziert, weil ich mehrere Projekte zu diesem Thema geleitet habe.“
„Warum interessiert es dich, diese Präsentation zu halten? Warum ist es dir wichtig?“
„Nun, ich mag es, andere Menschen zu unterstützen. Mit diesem Vortrag zeige ich den Zuschauern neue Möglichkeiten auf, wie sie ihr Leben vereinfachen können und somit Zeit sparen.“
„Warum?“
„Weil ich andere mit neuen Techniken vertraut machen will.“
„Warum?“
„Weil es das war, was mein Vater mir vorgelebt hat. Er war Lehrer und liebte seinen Beruf und kam abends glücklich nach Hause. Das ist das, was ich will.“
Mit meiner Antwort auf diese letzte Frage bemerkte ich, dass mein Mentor mich in meine Kindheit, in meine Familie zurückführte. Das Ganze fühlte sich an wie das Zusammensetzen eines Puzzles.
Ab diesem Moment eröffnete sich mir eine andere Perspektive gegenüber meiner Herausforderung. Ich wäre nie von allein auf diese neue Sichtweise der Lösungsfindung gekommen.
Was wir als aussichtslos erachten, ist eine Frage der Perspektive.
Markus Mirwald
Auch du kannst dein „Warum ich?“ finden. Stell dir folgende Fragen:
• Warum liegt mir das Publikum oder die Veranstaltung, bei der ich spreche, am Herzen?
• Warum liegt mir mein Thema, meine Organisation oder meine Dienstleistung am Herzen?
• Worauf bin ich bei meiner Arbeit am meisten stolz?
Stell dir anschließend auf jede Antwort erneut die Frage: „Warum?“ und bohre weiter. Woher weißt du, wann du deine Antwort gefunden hast?
Du wirst es wissen, weil du spürst, wie es in deinem Inneren mitschwingt, und denkt: „Ja, das ist das, wonach ich suche.“
Hat man sein WARUM des Lebens, so verträgt man sich fast mit jedem WIE.
Friedrich Wilhelm Nietzsche
Warum dein „Warum ich?“ wichtig ist
Dein „Warum ich?“ vor einem Meeting, Vortrag, einer Konferenz oder einer Präsentation zu identifizieren schafft dir drei Vorteile:
• Es beruhigt deine Nerven, weil es dich daran erinnert, dass du nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehst, sondern es ist deine Botschaft, die im Brennpunkt steht.
• Es stärkt deine Überzeugung, weil es das bekräftigt, was dir wichtig ist.
• Dadurch werden dein Auftreten, deine Körpersprache und dein Vortrag authentischer, weil du zielgerichteter bist.
Selbstgemachte Sorgen haben den Vorteil, dass uns der Übeltäter bekannt vorkommt.
Ernst Ferstl
Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, deine „Warum ich?“-Frage zu verwenden
1. Bevor du eine Rede oder Präsentation entwirfst, frage dich: „Warum ich: Warum liegt mir meine Rede, meine Arbeit oder mein Publikum am Herzen?“ Denk an eine Zeit in deinem Leben, in der etwas passiert ist, das dich berührt hat – sei es bei der Arbeit, zu Hause oder in der Freizeit – und denke darüber nach, diese Anekdote in deine Präsentation aufzunehmen. Es wird zu einem kraftvollen Öffnen oder Schließen.
2. Bevor du einen Raum oder die Bühne betrittst, frage dich „Warum ich?“ um neue Energie zu tanken, insbesondere wenn du einen schwierigen Auftritt vor dir hast. Wenn du dich auf deine Überzeugung verlässt, wird die vor dir liegende Herausforderung leichter zugänglich.
Frage nicht, was andere über Dich sagen. Frage Dich lieber, wie Du über sie sprichst.
Peter Amendt
Es gibt viele verschiedene Vorteile, ein „Warum ich?“ zu haben
Deine Antwort auf die Frage „Warum ich?“ wird dir helfen, eine für dich authentische Sprache zu wählen, anstatt auf Unternehmensjargon oder Slogans zurückzugreifen.
Es belebt auch deinen Körper und deine Stimme. Wenn du wirklich an deine Botschaft glaubst, kann diese Zielstrebigkeit deine gesamte Person durchdringen.
Es verbessert deine Kommunikationsfähigkeiten mit deinem Publikum und deinen Kunden. Dies macht dich zu einem noch wertvolleren Aktivposten für dein Team.
Du schulst auch deine Kollegen oder inspirierst sie zumindest dazu, es besser zu machen. Und schließlich ermutigst du im Geiste deiner Vorbildfunktion auch andere zum Reden.
Nicht zuletzt trägt es dazu bei, dein Selbstvertrauen zu stärken. Sowohl junge Berufstätige als auch erfahrene Führungskräfte bekennen sich zu mangelndem Selbstvertrauen beim Sprechen und machen sich Sorgen: „Was ist, wenn andere im Raum mehr wissen als ich?“ oder „Was ist, wenn sich das Publikum fragt, warum ich die Autorität habe zu sprechen?“ Die Verbindung mit der Antwort auf deine Frage „Warum ich?“ stärkt deine Glaubwürdigkeit.
Der Wissende ist nicht immer im Vorteil, häufig ist es der Wollende.
Daniel Mühlemann
Abschluss
Wir sind keine Roboter, sondern Menschen, die mit anderen Menschen kommunizieren. Wir werden von persönlichen Motivationen angetrieben und haben Werte, die unser Handeln leiten.
Wenn du diese Beweggründe mit anderen teilst, ob in einem beruflichen, privaten oder ehrenamtlichen Umfeld, kannst du auf persönlicher Ebene starke Kontakte knüpfen und Vertrauen aufbauen.
Es ist Zeit, sichtbar zu werden und zu zeigen, dass du existierst.
Die Verwendung deiner Stimme liegt nicht in deiner Entscheidung, sondern in deiner Verantwortung.
Anita Sands
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Titelbild: Depositphotos