Die 13 häufigsten Fehler bei der Planung einer Rede
– und wie du sie im Ehrenamt vermeidest
Als engagierte(r) Freiwillige(r) hast du selten viel Zeit, eine Rede vorzubereiten. Dazu kommt noch, dass die Anzahl deiner Vorträge oder Reden eher dünngesät sind. Fazit: dir fehlt die Erfahrung in Planung und Ausarbeitung deines Auftritts.
Ob Vereinsfest, Jubiläumsfeier oder Mitgliederversammlung, du stehst vorne, das Mikrofon in der Hand und alle Augen sind auf dich gerichtet.
Und genau in dem Moment zeigt sich, wie gut oder schlecht die Rede vorbereitet war.
Eine gelungene Rede im Ehrenamt ist nicht nur eine Ansprache. Sie ist eine Gelegenheit:
- Menschen zu begeistern,
- Mitglieder zu motivieren und
- den Verein sichtbar zu machen.
Doch viele Ehrenamtliche stolpern bereits bei der Planung über vermeidbare Fehler.
Nach über 50 Jahren ehrenamtlicher Arbeit und hunderten Reden kann ich dir versichern:
Es gibt wiederkehrende Muster, die fast jeder einmal erlebt. Hier findest du die 13 häufigsten Planungsfehler, aber auch wie du sie vermeidest.
Gegner der Planung sind Freunde des Zufalls.
Manfred Rommel
1. Zu lange gewartet mit dem Beginn der Planung
Das Vereinsfest ist in drei Tagen, und plötzlich fällt dir ein: „Ach du liebe Zeit, ich muss ja noch eine Rede halten!“
Dieser Klassiker passiert ständig.
Viele schieben das Thema Redeplanung auf, weil sie glauben: „Das mache ich später, wenn ich Zeit habe.“
Das Problem: Zeit ist im Ehrenamt das knappste Gut überhaupt.
Wer zu spät beginnt, steht unter Druck, hat keine Ruhe für Struktur oder Übung. Die Konsequenz: du wirkst auf der Bühne gehetzt.
Tipp: Fang so früh mit der Planung an, dass du wenigstens eine Woche vorher eine Rohfassung stehen hast.
Selbst 15 Minuten täglich reichen, um
- Idee,
- Aufbau und
- Botschaft zu formen.
Ein bisschen zu spät ist viel zu spät.
2. Kein klares Ziel vor Augen
„Ich muss halt etwas sagen.“ Das ist kein Redekonzept.
Bevor du schreibst, solltest du dir eine einfache, aber entscheidende Frage stellen:
Was soll mein Publikum am Ende denken, fühlen und tun?
Willst du informieren? Motivieren? Danken? Begeistern?
Diese Entscheidung bestimmt alles:
- Den Ton,
- Den Inhalt,
- Die Dauer und
- Die Energie deiner Rede.
Ohne klares Ziel wird dein Vortrag ein Sammelsurium an Gedanken. Nett gemeint, aber ohne Wirkung und das hat dein Verein nicht verdient.
Wer kein Ziel hat, geht immer den falschen Weg.
Giusi Verre
3. Das Publikum wird vergessen
Viele Reden drehen sich um den Verein, die Projekte, die Zahlen. Leider aber kaum um die Menschen, die zuhören.
Das Publikum ist keine neutrale Masse. Es besteht aus Eltern, Mitgliedern, Spendern, Ehrengästen, Presseleuten. Bedenke: Alle kommen mit unterschiedlicher Motivation.
Manche sind müde nach einem Arbeitstag, andere neugierig, wieder andere sitzen nur da, weil sie müssen.
Ein häufiger Fehler ist, zu glauben, dass das Publikum automatisch interessiert ist.
Doch Interesse entsteht nicht von allein, es wird geweckt.
Tipp: Überlege vor der Planung:
- Wer sitzt vor mir?
- Warum sind sie da?
- Was wäre für sie ein „Aha“-Moment?
Wenn du das Publikum wirklich verstehst, spricht deine Rede mit ihnen, nicht über sie.
Vergessen können ist ein großes Glück, vergessen werden, ein großes Leid.
4. Zu viel Inhalt und kein roter Faden
Gerade im Ehrenamt gibt es so viele Themen, die wichtig sind:
Projekte, Fördergelder, Dank an Helfer, Zukunftspläne, Rückblicke…
Aber: Eine Rede ist keine Jahreschronik.
Wenn du alles ansprechen willst, verliert dein Publikum die Orientierung.
Wirkungsvolle Reden haben einen klaren roten Faden. Eine Hauptidee, um die sich alles dreht.
Tipp:
Formuliere bereits in der Planung einen Satz, der deine zentrale Botschaft zusammenfasst.
Zum Beispiel:
„Gemeinschaft entsteht, wenn jeder ein Stück Verantwortung übernimmt.“
Oder:
„Ohne Ehrenamt kein Leben in unserem Ort.“
Alles, was du sagst, sollte diese Botschaft stützen.
Zu viel bringt zu Fall!
Patrick Woodford
5. Keine klare Struktur
Eine Rede ohne Struktur ist wie ein Weg ohne Wegweiser. Du kommst irgendwo an, aber keiner weiß, wo.
Der klassische Aufbau hilft auch im Ehrenamt:
Einleitung – Hauptteil – Schluss.
- In der Einleitung geht es darum, die Aufmerksamkeit zu gewinnen.
- Im Hauptteil erklärst du dein Thema verbunden mit einer interessanten Geschichte.
- Im Schluss fasst du zusammen und gibst eine Perspektive.
Gerade Ehrenamtliche neigen dazu, spontan draufloszureden („Ich sag einfach ein paar Worte“).
Das mag sympathisch klingen, endet aber oft in Wiederholungen und Sprüngen, denen niemand folgen kann.
Eine kleine Gliederung auf Karteikarten reicht schon, um Struktur und Sicherheit zu haben.
Tage ohne Struktur sind wie Glatteis auf dem Lebenspfad.
Raymond Walden
6. Keine Storys oder persönlichen Beispiele vorgesehen
Menschen erinnern sich nicht an Zahlen. Sie erinnern sich seit jeher an Geschichten.
Wenn du sagst:
„Unser Verein hat 250 Mitglieder und 12 Projekte“, bleibt das nicht hängen.
Aber wenn du erzählst:
„Als wir letzten Winter in der Kälte standen und gemeinsam das Dach unseres Vereinsheims repariert haben, wurde mir wieder bewusst, warum unser Team so stark ist.“
Dann spürt dein Publikum, was euer Engagement bedeutet.
Tipp: Siehe mindestens eine kleine Geschichte oder Anekdote in deiner Planung vor.
Sie kann humorvoll, berührend oder einfach authentisch sein. Hauptsache echt.
Menschen lieben Geschichten mehr als Fakten.
René Esteban
7. Fehlende zielgruppengerechte Sprache
Manche Reden klingen wie Geschäftsberichte.
Doch das Ehrenamt lebt von Herz, Nähe und Menschlichkeit.
Sprich nicht „über Fördermittel, Nachhaltigkeit und Umsetzungsstrategien“, sondern sag:
„Wir haben mit eurer Unterstützung geschafft, was viele für unmöglich hielten.“
Klar, respektvoll, lebendig. So erreichst du auch Menschen, die sonst abschalten.
Kein angemesseneres und schöneres Hilfsmittel für die Lehre im Allgemeinen gibt es als eine reine und klare Sprache.
Philipp Melanchthon
8. Zu viel Technik, zu wenig Wirkung
PowerPoint ist ein tolles Werkzeug, wenn man es richtig einsetzt.
Aber viele machen daraus eine Textwand, die auf das Publikum wie ein Schlafmittel wirkt.
Wenn du Folien nutzt, dann als Unterstützung, nicht als Ersatz für dich.
Ein gutes Bild, ein starkes Zitat oder eine Zahl reicht oft völlig.
Tipp: Stell dir vor, deine Folien fallen aus! Würdest du trotzdem verstanden werden?
Wenn ja, bist du auf dem richtigen Weg.
Ein schlechter Arbeiter hadert mit seinem Werkzeug.
9. Fehlende Vorbereitung und Generalprobe
Viele unterschätzen, wie stark sich eine Rede verändert, wenn man sie während des Übens laut spricht.
Sätze, die auf Papier flüssig wirken, stolpern beim Sprechen.
Nur wer das Sprechen praktisch übt, merkt:
- Wo man atmen muss
- Welche Stellen zu lang sind
- Wo Betonung fehlt
Tipp: Übe mindestens einmal laut, am besten mit Stoppuhr und Video.
So merkst du schnell, ob du flüssig und natürlich klingst.
Immer ist der Erfolg von der entsprechenden Vorbereitung abhängig.
10. Kein klarer Anfang
„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“ Das ist kein Start, sondern ein Stolperstein.
Der Anfang entscheidet, ob dein Publikum dir zuhört.
Ein Zitat, eine Frage oder eine kleine Geschichte holen die Menschen sofort ab.
Beispiel:
„Wisst ihr, was alle unsere Projekte gemeinsam haben? Sie beginnen mit einer Idee und ganz viel Mut.“
Das klingt sympathisch, schafft Nähe und du hast dein Publikum sofort bei dir.
Für viele Redner ist der Anfang vom Anfang auch bereits der Anfang vom Ende.
KarlHeinz Karius
11. Kein klarer Abschluss oder Handlungsaufforderung
Viele Reden enden einfach irgendwann.
„Das war’s dann“ und das Publikum weiß nicht, was es damit anfangen soll.
Doch jede Rede sollte auf ein Ziel hinauslaufen: einen Appell.
Zum Beispiel:
„Lasst uns gemeinsam anpacken.“
„Unterstützt uns mit eurer Zeit oder Spende.“
„Redet über das, was wir hier leisten.“
Wenn du weißt, wie der Schluss deiner Rede lautet, kannst du während deines ganzen Vortrags deinen Standpunkt überzeugend vorbringen und ihn glaubhaft abschließen.
Außerdem sorgst du dafür, dass es sich für die Zuschauer gelohnt hat bis zum Ende zu bleiben.
Tipp: Deine Handlungsaufforderung verwandelt Worte in Wirkung.
Was ungewöhnlich angefangen hat, muss ebenso enden.
Michail Jurjewitsch Lermontow
12. Die Motivation des Publikums wird falsch eingeschätzt
Manche Redner glauben, Begeisterung sei selbstverständlich.
Aber Begeisterung ist ansteckend, nicht automatisch.
Wenn du mit innerem Feuer sprichst, spürt das Publikum das sofort.
Wenn du dagegen nur „durchziehst“, wird’s zur Pflichtveranstaltung.
Tipp: Mach dir klar, warum du selbst für die Sache brennst.
Erinnere dich an Momente, in denen du stolz warst auf
- euer engagiertes Team,
- eure geleistete Unterstützung oder
- über positive Rückmeldungen.
Diese Emotion überträgt sich.
Jeder ist Herr über seine Gedanken und somit auch Herr über seine Motivation. Ändere deine Gedanken und du veränderst deine Motivation.
Andreas Hoffstadt
13. Stress und Lampenfieber werden ignoriert
Viele planen alles, außer sich selbst.
Sie wissen,
- wann sie sprechen,
- wer vor Ort ist,
- wie lange sie reden.
Aber nicht, wie sie mit ihrer Nervosität umgehen.
Doch Lampenfieber ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Bedeutung.
Dein Körper signalisiert: Das ist wichtig für dich!
Wenn du lernst, damit umzugehen, wird aus Angst Energie.
Tipp:
- Atme bewusst tief durch (4 Sekunden ein, 6 Sekunden aus).
- Steh ruhig, nimm Blickkontakt auf.
- Und: Lächle. Dein Körper folgt deiner Haltung.
Probleme, die man konsequent ignoriert, verschwinden nur, um Verstärkung zu holen.
Sonja Brückner
Fazit
Eine Rede ist kein Zufallsprodukt.
Sie entsteht durch Zielklarheit, Struktur und Emotion.
Wenn du
- frühzeitig planst,
- dein Publikum ernst nimmst,
- Geschichten einbaust und
- eine klare Botschaft hast,
wird deine Vereinsrede nicht nur informativ, sondern inspirierend.
Gerade im Ehrenamt ist das Reden vor Publikum eine Form
- des Dankes,
- der Motivation und
- der Wertschätzung.
Deine Worte können Menschen bewegen, Spenden anregen und neue Freiwillige gewinnen.
Und falls dich vor dem nächsten Auftritt das Lampenfieber doch wieder einholt. Keine Sorge:
Ich habe etwas, das dir hilft, ruhig und souverän zu bleiben.
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Er enthält 7 einfache, sofort anwendbare Übungen, die dich in wenigen Minuten entspannen und mental stärken. Damit du auf der Bühne mit Ruhe und Klarheit überzeugst.
Bei der Wertschätzung von Menschen wird sich immer wieder verschätzt.
Helmut Glaßl
Titelbild von Deposiphotos