Wir erledigen sehr oft das „Unnötige“ im Ehrenamt

Wir erledigen sehr oft das „Unnötige“ im Ehrenamt

Während meinen 25 aktiven Jahren im ehrenamtlichen Rettungsdienst habe ich sehr oft erlebt, dass wir als Freiwillige das Unnötige übernommen haben. Mit „das Unnötige“ meine ich das, was andere als unwichtig erachten.

Ich stellte das regelmäßig fest, wenn wir mit Patienten im Krankenhaus ankamen und sie in die Obhut des Arztes übergaben. Später, ab 1989, als das Notarztsystem eingeführt wurde – übrigens, für mich die wichtigste Qualitätsverbesserung, die der Rettungsdienst in all den Jahrzehnten erfuhr – erlebte ich das gleiche auch bei den Patienten, sowohl bei ihnen zu Hause als auch im Rettungswagen.

Der tüchtige Arzt tut das Nötigste – aus der Sicht des Patienten. Er begrüßt den Patienten, ohne ihm die Hand zu reichen. Er untersucht ihn vom Kopf bis zu den Zehen, ohne die Tränen in den Augen zu bemerken. Er ist äußerst wachsam, was das kleinste anormale körperliche Zeichen angeht, aber er registriert nicht, dass die Patientin zittert, weil es zu kalt im Raum ist. Der Arzt gibt Anweisungen an das Personal oder an uns weiter, ohne die Besorgnis im Gesicht des Patienten zu erkennen.

Er hat das medizinische Problem erkannt und er weiß, wie die Lösung aussieht. Er wird eine gute Arbeit ausführen. Dafür hat er 20 Jahre gelernt und praktiziert. Seine Ausbildung hat ihn aber vielleicht nicht damit ausgerüstet die Patienten in die Augen zu schauen und ihre Sorgen wahrzunehmen.

Das Unnötige übernehmen ist bedeutungsvoll

Dieser Arzt ist kompetent und effizient. Andere würden behaupten, er ist wirklich gut in seinem Beruf. Dabei habe ich mich immer gefragt: Wenn Patienten sich vorkommen, als wären sie eine Ansammlung von Zeichen und Symptomen, anstatt sich als menschliches Wesen zu fühlen, ist der Arzt dann gut genug?

Eine der wichtigsten Aufgaben, die wir Ehrenamtlichen erledigen, ist es das Nötigste zu tun. Wir versuchen dafür zu sorgen, dass die Patienten das erhalten, was sie brauchen. Unsere größte Fertigkeit, die uns Freude und Genugtuung bringt, erhalten wir, wenn wir das Unnötige tun.

Mit „das Unnötige tun“ meine ich: Wir versuchen, mit allen Mitteln jemanden zu finden, der den Hund des Patienten in Aufsicht nimmt, oder für die Patientin jemanden zu finden, der die Kinder zu Hause erwartet, wenn sie aus der Schule kommen, usw.

Es sind diese Handlungen, die unsere ehrenamtliche Arbeit bedeutungsvoll machen.

Kenntnisse und Kompetenzen sind selbstverständlich. Was die Patienten sich wünschen, ist jemand, der das Talent besitzt, ihre Probleme in diesem Zusammenhang zu erkennen und zu verstehen.

Es ist die Kunst der modernen Zeit, dass sie das Unnötige nötig zu machen versteht.

Stefan Fleischer

„Das Unnötige erledigen“, was Ehrenamtliche übernehmen, ist sehr bedeutend. Sie erkennen deren Wichtigkeit und das nicht nur im Rettungsdienst, sondern in allen erdenklichen Bereichen des Ehrenamtes.

Ihnen allen gebührt mein besonderer Dank.

Herzliche Grüße,

Charles

https://charlesbrueck.com

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